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St. Stephani

St. Stephani Calbe (Saale)

St. Stephani

Die St.-Stephani-Kirche, das symbolträchtige Wahrzeichen von Calbe in Sachsen-Anhalt, Deutschland, erhebt sich stolz mit ihren beiden Türmen, die 57 Meter hoch in den Himmel ragen. Dieses prächtige Bauwerk, vor Ort als St. Stephani bekannt, ist nicht nur ein Zeugnis architektonischer Meisterleistung, sondern auch ein Bewahrer von Jahrhunderten der Geschichte und kulturellen Entwicklung.

Die frühen Anfänge

Die Ursprünge der St.-Stephani-Kirche reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück, als wahrscheinlich eine erste Kirche als repräsentatives Gebäude für das neu gegründete Erzbistum Magdeburg errichtet wurde. Obwohl die Theorie, dass sie um 820 von Erzbischof Hildegrim gegründet wurde, weitgehend widerlegt ist, wurden unter dem heutigen Bauwerk Überreste einer ottonischen oder romanischen Basilika entdeckt. Diese alten Ruinen, die möglicherweise durch Feuer während der Welfen-Staufer-Kriege beschädigt wurden, erzählen Geschichten von Widerstandskraft und Erneuerung.

Im Mittelalter spielte die Kirche eine zentrale Rolle als Hauptkirche eines Archidiakonats, das 40 Kirchen umfasste. Ihre Bedeutung wuchs, als Erzbischof Konrad II. sie 1268 dem nahegelegenen Stiftskloster „Gottes Gnade“ schenkte, wodurch sie tief in die kirchlichen und weltlichen Angelegenheiten der Region eingebunden wurde.

Die gotische Umgestaltung

Im 15. Jahrhundert, als Reaktion auf die wachsende Bevölkerung, wurde beschlossen, die große spätgotische Hallenkirche zu errichten, die wir heute sehen. Fertiggestellt im Jahr 1495, verfügt die Kirche über ein Langhaus und Türme aus Bruchstein mit Sandsteinecken und Portalen. Der älteste Teil des heutigen Gebäudes ist der Chor, an den später das Hauptschiff angefügt wurde, was ein beeindruckendes, aber harmonisches architektonisches Ensemble schuf.

Architektonische Wunder und Symbolik

Die St.-Stephani-Kirche ist mit kunstvollen gotischen Maßwerkfenstern geschmückt, die das handwerkliche Können der Epoche bezeugen. Besonders bemerkenswert ist das Hauptportal mit seinen Spitzbögen, das zu der bereits bestehenden Turmstruktur hinzugefügt wurde und den Mix aus architektonischen Stilen im Laufe der Jahrhunderte zeigt. Der Südturm beherbergte einst den Türmer, der für die Brandwache zuständig war, und Überreste seines Hebebaums sind noch heute zu sehen.

Ein einzigartiges Merkmal der Kirche ist ihre Sammlung von 14 Chimären, die auf den Strebepfeilern thronen. Diese grotesken Figuren, die böse Geister abwehren sollten, beinhalten Karikaturen von Zeitgenossen und symbolisieren menschliche Laster und die moralischen Lehren der Zeit. Unter ihnen befindet sich eine umstrittene Darstellung, bekannt als die „Judensau“, die die antisemitischen Ansichten jener Epoche widerspiegelt.

Der Übergang zum Protestantismus

Im 16. Jahrhundert wehte der Wind der Reformation durch Calbe, und 1542 fand der erste protestantische Gottesdienst in der St.-Stephani-Kirche statt. Die Kirche wechselte zum Protestantismus unter der Leitung des Evangelischen Domstifts Magdeburg, das sie dem Stadtrat anvertraute. Die Pastoren der Kirche wurden Superintendenti und Inspektoren für die Region, was ihre Rolle in der Gemeinschaft weiter festigte.

Schätze im Inneren

Im Inneren der St.-Stephani-Kirche können Besucher eine Vielzahl historischer Artefakte bewundern. Ein hölzernes Kruzifix aus dem 15. oder 16. Jahrhundert, eine Sandsteinkanzel von 1561 und ein Taufbecken aus demselben Jahr gehören zu den erhaltenen Schätzen. Die Kirche besitzt auch ein bemerkenswertes Altarbild von 1464, das den ikonoklastischen Eifer der protestantischen Reformation überstanden hat.

Steinepitaphe gedenken der Patrizier, Adligen und Geistlichen der Stadt, während ein bemaltes hölzernes Epitaph der Familie Lemmer von 1654 das reiche erzählerische Geflecht der Kirche ergänzt. Die neugotischen Chorgestühle und Gemälde des 19. Jahrhunderts, die Martin Luther und Superintendent Friedrich August Scheele darstellen, unterstreichen die fortdauernde kulturelle Bedeutung der Kirche.

Die Orgel und Restaurierungsbemühungen

Die Kirche beherbergt eine historische Orgel, die von Ernst Röver gefertigt wurde und derzeit restauriert wird, um sie in ihren ursprünglichen romantischen Glanz zurückzuversetzen. Dieses Instrument mit seinen 44 Registern ist ein Symbol für das anhaltende Engagement der Kirche für musikalische Exzellenz.

Die St.-Stephani-Kirche hat zahlreiche Restaurierungsprojekte erlebt, die durch großzügige Spenden aus der Gemeinde und darüber hinaus unterstützt wurden. Diese Bemühungen sichern den Erhalt dieses architektonischen Juwels für zukünftige Generationen.

Die Wrangel-Kapelle

An der Südseite der Kirche befindet sich die Wrangel-Kapelle, benannt nach dem schwedischen Feldmarschall Carl Gustav Wrangel. Diese Kapelle, mit ihrer Ziegelbauweise—eine Seltenheit in Norddeutschland—verfügt über eine Sonnenuhr und das Wappen von Erzbischof Ernst II. von Sachsen. Die einzigartige Geschichte der Kapelle und ihre Verbindung zur Familie Wrangel verleihen der Kirche eine weitere faszinierende Schicht ihrer bewegten Vergangenheit.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die St.-Stephani-Kirche nicht nur ein Ort des Gebets ist, sondern ein lebendiges Zeugnis der Geschichte und des Erbes von Calbe. Ihre imposante Präsenz und die reiche Vielfalt an Geschichten machen sie zu einem Muss für jeden, der die kulturelle Landschaft Sachsen-Anhalts erkunden möchte.

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