Die St. Servatius-Kirche, oder einfach St. Servatius, wie sie vor Ort genannt wird, ist eine bedeutende evangelisch-lutherische Kirche im malerischen Städtchen Duderstadt in Niedersachsen. Am westlichen Ende der Marktstraße gelegen, steht die Kirche als Zeugnis der reichen Geschichte und architektonischen Meisterwerke der Region. Von den Einheimischen liebevoll als Unterkirche bezeichnet, ist sie ein absolutes Muss für jeden, der Duderstadt und die umliegende Region Eichsfeld erkundet.
Die St. Servatius-Kirche ist ein prächtiges Beispiel einer gotischen Hallenkirche mit einem dreischiffigen Aufbau, der nach Osten ausgerichtet ist. Der architektonische Weg der Kirche begann um 1370 mit dem Bau des Chors, der mit einem beeindruckenden 5/8-Schluss und einem Kreuzrippengewölbe ausgestattet ist. Das Langhaus, das in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hinzugefügt wurde, ist mit einem faszinierenden netzartigen Sterngewölbe geschmückt, das von schlanken achteckigen Pfeilern und kunstvoll verzierten Konsolen getragen wird.
Die Kirche ist eine einzigartige Mischung aus gotischer Architektur und Jugendstil-Inneneinrichtung, was sie zur einzigen mittelalterlichen gotischen Kirche mit einer vollständigen Jugendstil-Innenausstattung macht. Diese Gegenüberstellung von Stilen bietet einen faszinierenden Einblick in die sich wandelnden Geschmäcker und künstlerischen Einflüsse im Laufe der Jahrhunderte.
Der Standort der St. Servatius-Kirche hat seit etwa dem Jahr 1000 historische Bedeutung, als er Heimat eines sächsischen Königshofes war, der mit der Königspfalz Quedlinburg verbunden war. Die Schirmherrschaft der Kirche, die dem heiligen Servatius gewidmet ist, spiegelt die der Kollegiatstiftskirche in Quedlinburg wider.
Im Laufe der Jahrhunderte hat die St. Servatius-Kirche zahlreiche Umgestaltungen und Wiederaufbauten erlebt. Der Turm, ursprünglich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erbaut, wurde nach einem Brand unter der Leitung des Hannoveraner Architekten Karl Siebrecht 1928 neu gestaltet und auf 64 Meter erhöht. Die expressionistische Turmspitze ist ein markantes Merkmal und reflektiert die architektonischen Trends der 1920er Jahre.
Die Sandsteinbauweise der Kirche, die überwiegend aus den Sonnenstein-Steinbrüchen stammt, trägt zu ihrem historischen Charme bei. Im Laufe ihrer Geschichte hat die St. Servatius-Kirche mehrere konfessionelle Veränderungen erlebt, die die turbulente religiöse Landschaft der Region widerspiegeln. Ursprünglich eine Filialkirche von St. Cyriakus, wurde sie 1437 zur Pfarrkirche erhoben. Trotz anfänglicher Widerstände wurde sie 1559 eine protestantische Kirche, obwohl sie 1574 vorübergehend von den Katholiken zurückerobert wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges wechselte die Kirche mehrmals den Besitzer, bevor sie 1808 endgültig eine lutherische Kirche wurde.
Das Innere der St. Servatius-Kirche ist ein Schatz an historischen und künstlerischen Artefakten. Im frühen 18. Jahrhundert, während der Barockzeit, wurden acht Altäre hinzugefügt, darunter ein Hochaltar, von dem eine Ölgemälde-Kreuzigungsszene an der Endwand des nördlichen Seitenschiffs erhalten geblieben ist. Ein wunderschön geschnitztes Taufbecken aus Lindenholz aus dieser Zeit steht noch im Chor und wird bis heute genutzt.
1915 zerstörte ein verheerender Brand einen Großteil des Innenraums der Kirche, wobei nur wenige barocke Gegenstände verschont blieben und das gotische Epitaph der Familie von Wehren aus dem Jahr 1383 leicht beschädigt wurde. Die Kirche wurde im Jugendstil restauriert, was ihrem Inneren eine unverwechselbare und kohärente Ästhetik verleiht, die einen schönen Kontrast zur gotischen Architektur bildet.
Eines der bemerkenswertesten Merkmale der St. Servatius-Kirche ist das Luther-Fenster, das 1917 zum 400. Jahrestag der Reformation installiert wurde. Dieses lebendige Buntglasfenster im südlichen Seitenschiff zeigt Martin Luther mit der Bibel, flankiert von bedeutenden Orten aus seinem Leben, wie der Wartburg, der Veste Coburg und der Schlosskirche in Wittenberg.
Der untere Teil des Fensters zeigt die Wappen von Adelsfamilien, die eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Evangelischen im Eichsfeld spielten, darunter Hanstein, Minnigerode, Westernhagen und Wintzingerode. Das Fenster ist eine eindrucksvolle Erinnerung an die anhaltende Verbindung der Kirche zur Reformation und ihren Einfluss auf die Gemeinde.
Die St. Servatius-Kirche ist bekannt für ihre prächtige Orgel, die 1977 von dem angesehenen Orgelbauer Jürgen Ahrend gebaut wurde. Dieses Instrument, mit seinen 28 Registern, verteilt auf Hauptwerk, Oberwerk, Brustwerk und Pedal, war die größte Orgel, die Ahrend zu dieser Zeit in Niedersachsen gebaut hatte. Die Orgel wird nicht nur für Gottesdienste genutzt, sondern auch für Konzerte, Seminare und Schulungen, was sie zu einem wichtigen Bestandteil des musikalischen Erbes der Kirche macht.
Zusätzlich zur Hauptorgel befindet sich in der Kirche eine Truhenorgel mit vier Registern, ebenfalls von Ahrend 1991 gefertigt, die für verschiedene musikalische Begleitungen Vielseitigkeit bietet.
Das Glockengeläut der Kirche, gegossen von Friedrich Wilhelm Schilling im Jahr 1957, fügt der Präsenz der Kirche ein harmonisches akustisches Element hinzu. Diese Glocken sind sorgfältig gestimmt, um das Geläut der nahegelegenen St. Cyriakus-Basilika zu ergänzen und eine einheitliche Klanglandschaft für die Stadt zu schaffen. Gemeinsam läuten die Glocken beider Kirchen am Vorabend von Sonntagen und Festtagen und markieren bedeutende Momente im liturgischen Kalender.
Die St. Servatius-Kirche ist nicht nur ein Ort der Anbetung; sie ist ein lebendiges Museum der architektonischen Entwicklung, historischer Ereignisse und künstlerischer Errungenschaften. Ihre Wände und Fenster erzählen Geschichten von Glauben, Widerstandskraft und Gemeinschaft und machen sie zu einem unverzichtbaren Ziel für jeden, der Duderstadt besucht. Ob ihr Architektur-Enthusiasten, Geschichtsinteressierte oder einfach nur auf der Suche nach einem Moment der Besinnung seid, die St. Servatius-Kirche bietet ein unvergessliches Erlebnis, das tief in der reichen kulturellen Landschaft Niedersachsens verwurzelt ist.
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