Das Ostfriesische Landesmuseum Emden, im Herzen von Emden in Niedersachsen gelegen, ist ein wahres Schatzkästchen der Kunst, Kultur und Geschichte. Dieses Museum, das der Region Ostfriesland gewidmet ist, bietet eine faszinierende Reise durch die Zeit und zeigt das reiche Erbe der Region und ihre Verbindungen zur europäischen Kulturgeschichte. Mit über 50.000 Objekten in seiner Sammlung bietet das Museum ein immersives Erlebnis, das Besucher jeden Alters begeistert.
Die Ursprünge des Ostfriesischen Landesmuseums Emden reichen zurück bis zum 26. März 1820, als sechs Bürger von Emden die Gesellschaft für bildende Künste und vaterländische Altertümer in Emden gründeten. Ihr Ziel war es, Kunstschätze aus privaten Haushalten für die Stadt zu bewahren und auszustellen, als Reaktion auf den fortlaufenden Verkauf ostfriesischer Kulturgüter in andere Regionen. Die Gesellschaft erwarb 1832/1833 ein Gebäude in der Kirchstraße und richtete eine öffentliche Bibliothek ein, die sich der Kunst und der Regionalgeschichte widmete.
1869 kaufte die Gesellschaft ein Stadthaus in der Großen Straße, wo die Exponate erstmals dauerhaft ausgestellt wurden, was den Grundstein für die älteste museale Einrichtung in Ostfriesland legte. Das Museum erfuhr im Laufe der Jahre bedeutende Veränderungen, darunter eine Namensänderung im Jahr 1934 und die Fusion der Sammlungen der Gesellschaft mit denen der Stadt Emden im Jahr 1962. Das Museum wurde in das neu aufgebaute Rathaus am Delft verlegt, das als Kulturstätte und nicht mehr als Regierungsgebäude genutzt wurde.
Zwischen 2003 und 2005 wurde das Museum umfassend renoviert, was über acht Millionen Euro kostete. Die feierliche Wiedereröffnung am 6. September 2005 markierte die Premiere der neu gestalteten Dauerausstellung unter dem aktuellen Namen Ostfriesisches Landesmuseum Emden.
Das Ostfriesische Landesmuseum Emden verfügt über eine beeindruckende Sammlung, die sich auf die Kunst- und Kulturgeschichte von Emden und Ostfriesland sowie deren internationale, insbesondere europäische Verbindungen konzentriert. Mit mehr als 50.000 Objekten bietet das Museum eine vielfältige und umfangreiche Ausstellung.
Die Sammlung umfasst Gemälde niederländischer Künstler aus dem 16. bis 18. Jahrhundert sowie Werke ostfriesischer und norddeutscher Künstler aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Besucher können auch Drucke, Grafiken, Stadtpläne und nautische Karten von Emden, Ostfriesland und den benachbarten Niederlanden erkunden. Die Stiftung für bildende Kunst und Kultur in der deutsch-niederländischen Ems-Dollart-Region, die im November 2011 gegründet wurde, bietet einen rechtlichen und organisatorischen Rahmen für den Erwerb zeitgenössischer Werke nordwestdeutscher Künstler.
Die Sammlung des Museums umfasst auch Skulpturen, hauptsächlich vorreformatorische Kirchenkunst, eine Münz- und Silbersammlung sowie Alltagsgegenstände aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die durch Nachlässe und Spenden erworben wurden. Die archäologische Abteilung beherbergt Artefakte und architektonische Überreste aus der frühen Siedlungszeit bis zur frühen Neuzeit, darunter den berühmten Mann von Bernuthsfeld, der seit 2016 in einem eigenen Ausstellungsraum gezeigt wird.
Darüber hinaus zeigt das Museum den Ratsschatz der Stadt, Objekte aus der Emder Rüstkammer und die Buntglasfenster des historischen Rathauses im Renaissance-Stil.
Die Dauerausstellung im Ostfriesischen Landesmuseum Emden umfasst etwa 2.800 Exponate, ergänzt durch wechselnde Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen. Auf fünf Etagen und einer Fläche von 2.880 Quadratmetern werden die Exponate in zehn thematische Komplexe unterteilt, die einen umfassenden Überblick über die Geschichte von Emden und Ostfriesland von der Antike bis zur Gegenwart bieten.
Im Erdgeschoss zeigt die Ausstellung Küste und Kartografie die ersten brauchbaren See- und Landkarten der friesischen Nordseeküste, die nach 1500 entstanden. Bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war Ostfriesland eine der am häufigsten kartierten Regionen Deutschlands. Die politische Situation in den Niederlanden weckte Interesse an der Geografie der Region, was Kartografen dazu veranlasste, Informationen über den relativ unbekannten deutschen Nordwesten zu sammeln. Ein Teil der Kartensammlung des Museums wurde digitalisiert, sodass Besucher navigieren, hinein- und herauszoomen und zusätzliche Informationen abrufen können.
Die Ausstellung umfasst auch einen Raum, der Ubbo Emmius und David Fabricius gewidmet ist, zwei Gelehrten, die Ostfriesland mithilfe der Triangulationsmethode kartierten, die im späten 16. Jahrhundert in Westfriesland entwickelt wurde.
Im ersten Stock befinden sich Artefakte von der menschlichen Besiedlung der südlichen Nordseeküste seit der späten Steinzeit. Als sich das Meer nach Norden zurückzog, hinterließ es fruchtbares Land, das als Marsch bekannt wurde und die Grundlage der pastoralen Wirtschaft der Friesen bildete. Frühe menschliche Spuren zeigen den Import von Materialien wie Feuerstein, Edel- und Buntmetallen, Tuff und Keramik.
Die Ausstellung umfasst ein Panoramadiorama, das den fortwährenden Kampf der Region mit dem Wasser zeigt, von den frühen Tagen des Deichbaus über Rückschläge durch große Sturmfluten bis hin zu modernen Küstenschutz- und Entwässerungsmaßnahmen. Das Diorama ist in einer Höhe von 8,60 Metern über Straßenniveau montiert, was der Deichhöhe im Jahr 2005 entspricht, um den Blick von der Deichkrone zu simulieren.
Ein weiterer Bereich im ersten Stock erforscht die Christianisierung Ostfrieslands, die friesische Freiheit und die Geschichte der lokalen Häuptlinge und Herrschaften. Dieser Teil der Ausstellung umfasst mittelalterliche kirchliche Kunst und Symbole der ostfriesischen Souveränität und Autonomie.
Der etwa 1.200 Jahre alte Moorleiche von Bernuthsfeld (Landkreis Aurich) ist das bedeutendste Artefakt in der archäologischen Sammlung des Ostfriesischen Landesmuseums Emden. Ursprünglich Teil der Ausstellung Frühes Leben an der Küste, wird die Moorleiche nun in einem eigenen Ausstellungsraum im ersten Stock gezeigt, zusammen mit anderen Funden aus derselben Zeit.
Die Überreste wurden 1907 zufällig beim Torfstechen entdeckt und umfassen das Skelett, Haare, Kleidung, einen Lederriemen und eine Ledermesserscheide. Der Körper wurde sorgfältig in einer rechteckigen, mit Moos ausgekleideten Grube in der Mitte des Moores bestattet. Der Mann war vollständig bekleidet, in eine Decke gewickelt und auf einem Mooskissen mit leicht angewinkelten Gliedmaßen abgelegt.
Der Mann von Bernuthsfeld trug ein langärmliges Hemd, das bis zu den Knien reichte und aus einzelnen Stoffstücken zusammengenäht war. Seine Beine waren in lange, schmale Wollbänder gewickelt, und er trug einen kurzen Umhang mit Kapuze über den Schultern. Diese Kleidungsstücke, die größtenteils aus Schafwolle gewebt wurden, sind einzigartige Beispiele frühmittelalterlicher Textilkunst in Ostfriesland und Norddeutschland. Aktuelle Forschungen zielen darauf ab, eine dreidimensionale Rekonstruktion der Moorleiche zu erstellen, um eine lebensechte Darstellung des Mannes zu bieten.
Der zweite Stock ist der Geschichte der Stadt Emden gewidmet, die im 16. Jahrhundert zu einer bedeutenden europäischen Hafenstadt aufstieg. Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt begann während des niederländischen Unabhängigkeitskrieges, als Tausende von Flüchtlingen aus religiösen und wirtschaftlichen Gründen Zuflucht in Emden suchten, von denen sich viele dauerhaft dort niederließen. In dieser Zeit wuchs die Stadt weit über ihren ursprünglichen Siedlungskern hinaus.
Die Ausstellung beleuchtet die Entwicklung der Stadt, die Reformation und den hohen Lebensstandard, den ihre Bürger im 16. Jahrhundert genossen. Der Aufstieg des strengen Calvinismus in der Stadt führte zu Konflikten mit dem lutherischen Grafenhaus und schließlich zur Emder Revolution.
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