Die Neustädter Kirche, im Herzen von Erlangen in Bayern gelegen, ist ein barockes Meisterwerk, das die reiche religiöse und architektonische Tradition der Region widerspiegelt. Diese Evangelisch-Lutherische Kirche, auch bekannt als Neustädter Universitätskirche, hat seit ihrer Weihe im 18. Jahrhundert sowohl für die lokale Gemeinschaft als auch für die Friedrich-Alexander-Universität eine zentrale Rolle gespielt. Zusammen mit der Hugenottenkirche und der Altstädter Dreifaltigkeitskirche prägt sie die markante Skyline von Erlangen und ist ein Muss für Geschichts- und Architekturinteressierte.
Die Geschichte der Neustädter Kirche beginnt 1686 mit der Gründung von Christian Erlangen, einem Zufluchtsort für französische Hugenotten, die vor religiöser Verfolgung flohen. Mit dem Wachstum der Stadt zogen nicht nur Hugenotten, sondern auch deutsche Reformierte und Lutheraner nach Erlangen. Anfangs gehörten die Lutheraner zur Altstädter Gemeinde, aber 1703 erließ Markgraf Christian Ernst ein Dekret zur Gründung einer eigenen lutherischen Gemeinde. Zunächst nutzte die Gemeinde die Sophienkirche, die Kapelle der nahegelegenen Ritterakademie, für ihre Gottesdienste, bis diese 1964 abgerissen wurde.
Der Bau der Neustädter Kirche begann 1722, während einer Welle barocker Kirchenbauten in Erlangen. Doch finanzielle Probleme verzögerten das Projekt erheblich. Trotz Spenden des Bayreuther Markgrafen und Beiträgen der französischen und deutschen reformierten Gemeinden waren umfangreiche Fundraising-Aktionen der Gemeindemitglieder notwendig. Dazu gehörten das Sammeln von Spenden in Wirtshäusern und Fundraising-Reisen, um die benötigten 35.000 Gulden aufzubringen.
Die architektonischen Pläne der Kirche werden Johann David Räntz, dem Bayreuther Hofbaumeister, zugeschrieben, während der Bau von Wenzel Perner und später Johann Georg Weiß überwacht wurde. Der Grundstein wurde am 19. Juni 1725 ohne großes Aufsehen gelegt. Bis 1733 waren das Dach und eine erste Kanzel fertiggestellt, und am 8. Dezember 1737 wurde die Kirche von Superintendent Achiatius Severinus Memminger geweiht, obwohl sie nur teilweise fertiggestellt war. Der Kanzelaltar und die Sakristei, die auch eine Krypta umfasst, wurden 1744 fertiggestellt, womit die Hauptbauphase endete. Die oberen Turmgeschosse wurden 1765 vollendet, und der Turmhelm mit seiner Laterne wurde 1830 hinzugefügt.
Die Neustädter Kirche erfuhr 1904 umfangreiche Innenrenovierungen, bei denen die verglasten Seitenbereiche des Kanzelaltars durch Mauerwerk ersetzt wurden, was die heutige Sakristei schuf. Dieser Raum wird nun für kleinere Gottesdienste, wie den Sonntagsmorgen-Gottesdienst, genutzt. Die Kirche und ihre bemerkenswerten Deckenfresken von Christian Leinberger wurden während des Zweiten Weltkriegs beschädigt, aber bis 1955 restauriert. Eine umfassende Renovierung von 1979 bis 1982 führte zur Schließung der Kirche, wobei die Gottesdienste vorübergehend ins lutherische Gemeindezentrum am Bohlenplatz verlegt wurden. 1987, zum 250. Jahrestag ihrer Weihe, erhielt die Kirche einen neuen Abendmahlstisch, finanziert durch eine großzügige Spende.
Am 4. November 1743 wurde die Universität Erlangen mit einem Gottesdienst in der Neustädter Kirche eröffnet, die zur Hauptkirche der Stadt geworden war. Obwohl die Universitätsgemeinde 1814 aufgelöst wurde, fanden Universitätsgottesdienste weiterhin in der Sophienkirche und später in der Hugenottenkirche statt, bis die Neustädter Kirche 1837 zur Universitätskirche ernannt wurde. Heute werden Universitätsgottesdienste jeden zweiten Sonntag während des Semesters von einem Professor der Theologischen Fakultät gehalten.
Die Krypta der Kirche beherbergt die Überreste mehrerer Adliger, darunter Markgräfin Sophie Caroline Marie von Braunschweig-Wolfenbüttel, die 1817 verstarb. Der berühmte Rechtsphilosoph und konservative Politiker Friedrich Julius Stahl wurde hier 1819 getauft und konvertierte vom Judentum zum Protestantismus. 1850 fand in der Neustädter Kirche der erste Kindergottesdienst in Deutschland statt, initiiert von Professor Karl Georg von Raumer und Vikar Julius Schunck. Die Kirche wurde auch 1854 Heimat des Instituts für Kirchenmusik, gegründet von Theodosius Harnack. Zusammen mit der 1984 gegründeten Neustädter Kantorei veranstaltet die Kirche zahlreiche Konzerte jährlich und festigt so ihren Status als lebendiges Zentrum für Kirchenmusik in Erlangen und darüber hinaus.
Die Neustädter Kirche bildet zusammen mit der Altstädter Kirche und der Hugenottenkirche ein architektonisches Trio, das Teil des barocken Stadtplans von Erlangen ist. Diese Einheit zeigt sich in ihrer Ausrichtung entlang der zentralen Nord-Süd-Achse der Stadt, wobei die Neustädter und Altstädter Kirchen auf einer östlichen Parallelstraße zur Hauptstraße liegen, die auch das Erlanger Schloss beherbergt. Die beiden lutherischen Kirchen sind ostwärts ausgerichtet, mit ihren Chören auf der Ostseite und den Türmen im Westen, während die Hugenottenkirche spiegelbildlich angeordnet ist.
Das Äußere der Neustädter Kirche, gebaut aus unverputzten Sandsteinblöcken, zeichnet sich durch seine klare, überzeugende Struktur aus. Obwohl ihre Schönheit durch die engen Straßen des Stadtzentrums etwas verdeckt wird, bietet der östliche Blick vom Neustädter Kirchenplatz einen beeindruckenden Anblick des zweijochigen Chors mit seinem halbrunden Abschluss. Der Chor und das siebjochige Langhaus teilen sich ein gemeinsames Satteldach. Beide Bereiche sind mit flachen Pilastern mit dorischen Kapitellen und einem breiten Gesims mit Triglyphen geschmückt, während die rundbogigen Fenster, typisch für den barocken Stil, durch einfache Fensterverdachungen betont werden. Die Anwesenheit von zwei Reihen rundbogiger Fenster deutet auf die Innenemporen hin, ein häufiges Merkmal lutherischer Kirchen jener Zeit. Die mittleren Joche des Langhauses weisen kunstvoll gestaltete Portale und kleine ovale Fenster darüber auf.
Zusammenfassend ist die Neustädter Kirche nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein historisches und architektonisches Juwel, das die reiche kulturelle Vielfalt Erlangens widerspiegelt. Ihre barocke Pracht, die bewegte Vergangenheit und die fortwährende Rolle im Gemeindeleben und Universitätsalltag machen sie zu einem faszinierenden Ziel für Besucher dieser charmanten bayerischen Stadt.
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