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Alte Synagoge

Alte Synagoge Essen

Alte Synagoge

Die Alte Synagoge, lokal bekannt als die Alte Synagoge, steht als monumentales Zeugnis jüdischer Kultur und Geschichte in Essen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Dieses architektonische Wunderwerk, das sich an der Steeler Straße 29 in der Nähe des Essener Rathauses befindet, gehört zu den größten und am besten erhaltenen Synagogen aus der Vorkriegszeit in Deutschland. Ihre reiche Geschichte, beeindruckende Architektur und kulturelle Bedeutung machen sie zu einem Muss für alle, die das tiefgründige Erbe der jüdischen Kultur in Europa erkunden möchten.

Die Ursprünge der Alten Synagoge

Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs die jüdische Gemeinde in Essen rapide, sodass die kleinere Synagoge in der Gerswidastraße nicht mehr ausreichte. Um der wachsenden Gemeinschaft gerecht zu werden, wurden Pläne für eine neue, prächtige Synagoge geschmiedet. Der erste Rabbiner der Gemeinde, Salomon Samuel, spielte eine entscheidende Rolle bei diesem Vorhaben und beauftragte den renommierten Architekten Edmund Körner mit dem Entwurf der neuen Synagoge. Körners Vision war es, ein Gebäude zu schaffen, das nicht nur als Ort des Gebets diente, sondern auch die Integration und Anerkennung der Juden in der deutschen Gesellschaft symbolisierte.

Der Bau begann 1911, und nach zwei Jahren sorgfältiger Arbeit wurde die Synagoge am 25. September 1913 fertiggestellt und eingeweiht. Die Eröffnung wurde mit einer großen Zeremonie gefeiert, bei der Rabbiner Emil Cohn ein spezielles Stück namens Salomo schrieb. Die Synagoge wurde schnell zum kulturellen und sozialen Zentrum für eine Gemeinde, die bis 1933 etwa 4.500 Mitglieder zählte. Sie verfügte über einen Hauptsaal, der über 1.500 Personen Platz bot, mehrere Galerien, eine Orgel und einen großen Bimah-Bereich, der oft für Konzerte genutzt wurde. Zudem umfasste der Komplex eine Wochentagssynagoge, Klassenzimmer, einen Gemeindesaal, eine Bibliothek und Wohnräume für den Rabbiner und den Kantor.

Die turbulenten Jahre: Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland brachen dunkle Zeiten für die jüdische Gemeinde an. Während der Pogrome der Kristallnacht in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde das Innere der Alten Synagoge durch Brandstiftung schwer beschädigt. Dank der robusten Stahlbetonkonstruktion blieb das Äußere des Gebäudes jedoch weitgehend unversehrt. Die Pläne der Nazis, die Synagoge abzureißen, wurden durch die massive Struktur des Gebäudes und die potenzielle Gefahr für umliegende Gebäude vereitelt.

Bemerkenswerterweise überstand die Synagoge den Zweiten Weltkrieg ohne weitere nennenswerte Schäden. Dennoch stand sie viele Jahre ungenutzt und in schlechtem Zustand. Erst 1959 entschied sich die neue jüdische Nachkriegsgemeinde, die das ehemalige Rabbinerhaus als Zentrum nutzte, eine neue Synagoge an anderer Stelle zu bauen. Die Stadt Essen erwarb das alte Synagogengebäude und nutzte es 1960/61 als Museum für Industriedesign, bekannt als Haus der Industrieform. Diese Umgestaltung beinhaltete die Entfernung aller verbliebenen Elemente der ursprünglichen Synagogeneinrichtung und schuf ein nüchternes, funktionales Interieur, das den Designvorstellungen der damaligen Zeit entsprach.

Die Renaissance der Alten Synagoge

1979 beschädigte ein durch einen Kurzschluss verursachtes Feuer die Industriedesign-Ausstellung, was die Stadt Essen dazu veranlasste, die Nutzung des Gebäudes zu überdenken. Dies führte 1980 zur Einrichtung der Alten Synagoge als Haus der jüdischen Kultur. Der international anerkannte israelische Künstler Naftali Bezem, dessen Vater der letzte Küster der Synagoge vor ihrer Zerstörung war, spielte eine bedeutende Rolle bei dieser Umwandlung. Bezem spendete einen zehnfarbigen Siebdruck, um eine Faksimile-Neuauflage eines Buches über die Synagoge von 1914 zu finanzieren, und 1992 widmete das Folkwang Museum seinem Werk eine umfassende Ausstellung in der Alten Synagoge.

Von 1986 bis 1988 wurde das Innere der Synagoge mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen teilweise rekonstruiert. Das Gebäude entwickelte sich zu einem lebendigen Zentrum für jüdische Kultur und Geschichte und bot eine Vielzahl von Programmen, Ausstellungen und Veranstaltungen. Dazu gehörten Führungen, Bildungsworkshops, Torah-Studien und kulturelle Aufführungen, wodurch die Alte Synagoge zu einem Ort des Lernens und des interkulturellen Dialogs wurde.

Architektonische Pracht

Die Alte Synagoge in Essen ist das größte freistehende Synagogengebäude nördlich der Alpen und übertrifft sogar die Neue Synagoge in Berlin in Bezug auf das Volumen. Ihre imposante Kuppel erhebt sich auf eine Höhe von 37 Metern, und die gesamte Struktur erstreckt sich über 70 Meter Länge. Das Design der Synagoge vereint meisterhaft traditionelle jüdische und orientalische Elemente mit westlichen und christlichen Architektureinflüssen, die besonders im Jugendstil des Hauptsaals deutlich werden.

Die drei großen Eingangstüren sind mit achtzehn Medaillons verziert, die jüdische Motive darstellen, während die sechs großen Fenster verschiedene jüdische Feiertage illustrieren, darunter der Sabbat, Pessach, Schawuot, Rosch ha-Schana, Jom Kippur und Sukkot. Diese künstlerischen Elemente, kombiniert mit dem Gesamtdesign des Gebäudes, schaffen einen Raum, der sowohl spirituell erhebend als auch architektonisch bedeutend ist.

Erhaltung und Zukunftspläne

2015 ergab eine gründliche Bewertung des Gebäudezustands erheblichen Restaurierungsbedarf, insbesondere für das Kupferdach und die Kalksteinfassade. Die Restaurierungsarbeiten begannen Ende 2022 und konzentrierten sich auf den Austausch der fast 120 Jahre alten unterirdischen Rohre und die Abdichtung des Kellers. Die Kalksteinfassade wird sorgfältig gereinigt, und das Kupferdach wird ersetzt und mit Blitzschutz ausgestattet. Zudem wird das Regenwasserableitungssystem aktualisiert, um die Fassade vor Wasserschäden zu schützen. Die Restaurierung soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein und wird auf rund 7 Millionen Euro geschätzt.

Die Alte Synagoge heute

Heute steht die Alte Synagoge als Leuchtturm jüdischer Kultur und Geschichte in Essen. Nach umfangreichen Renovierungen wurde sie am 13. Juli 2010 offiziell als Alte Synagoge – Haus jüdischer Kultur wiedereröffnet. Der umliegende Bereich wurde als Edmund-Körner-Platz neu gestaltet, wodurch ein harmonisches Ensemble mit der nahegelegenen Alten Katholischen Friedenskirche entstand. Das Gelände bietet nun fünf verschiedene Ausstellungsbereiche, die den Besuchern ein umfassendes Verständnis des jüdischen Lebens, der Kultur und der Geschichte vermitteln.

Die Alte Synagoge ist nicht nur ein historisches Denkmal, sondern auch eine lebendige Institution, die interkulturellen Dialog und Verständnis fördert. Sie veranstaltet eine Vielzahl kultureller Ereignisse, darunter Konzerte, Theateraufführungen, Vorträge und Lesungen, und ist somit ein lebendiges Zentrum für die jüdische Gemeinde und die breite Öffentlichkeit. Ob ihr Geschichtsinteressierte, Kulturerkunder oder einfach neugierige Besucher seid, die Alte Synagoge in Essen bietet eine einzigartige und bereichernde Erfahrung, die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet.

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