Das Stadtmuseum Kaufbeuren, gelegen im Herzen der historischen Altstadt von Kaufbeuren in Bayern, lädt Besucher zu einer Zeitreise ein. Dieses kulturhistorische Museum, das sich hauptsächlich auf die reiche Geschichte der Stadt konzentriert, öffnete nach umfangreichen Renovierungsarbeiten im Jahr 2013 wieder seine Türen. Untergebracht in einem charmanten Altstadtgebäude, erstreckt sich das Museum über vier Etagen und bietet einen umfassenden Einblick in die Entwicklung Kaufbeurens, die eng mit der wirtschaftlichen und sozialen Geschichte der Region verknüpft ist.
Gegründet im Jahr 1879, ist das Stadtmuseum Kaufbeuren eines der ältesten Stadtgeschichtsmuseen in Bayerisch-Schwaben. Es begann als lokales Museum, das von Willibald Filser, einem Kunsthändler und Magistrat, im Rathaus eingerichtet wurde. Ursprünglich zeigte das Museum Artefakte aus der Geschichte der Stadt in nur zwei Räumen und öffnete 1880 für die Öffentlichkeit.
Im Jahr 1901 organisierten der Kurator Christian Frank und der Bezirksamtmann Gustav von Kahr die Ausstellung Volkskunst im Allgäu in der landwirtschaftlichen Schule in der Kaisergäßchenstraße. Der Erfolg der Ausstellung führte zur Gründung eines permanenten Volkskunstmuseums am selben Ort. 1928 wurde ein Ganghofer-Zimmer hinzugefügt, das Gegenstände aus dem Nachlass des berühmten Autors Ludwig Ganghofer zeigte, der in Kaufbeuren geboren wurde.
1934 wurden die verschiedenen Museumssammlungen unter einem Dach zusammengeführt, da die Stadtverwaltung den Platz im Rathaus für Büroräume benötigte. Unter der Leitung des Verwaltungsinspektors Fritz Schmitt und mit Unterstützung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege wurde das Museum dauerhaft im Gebäude in der Kaisergäßchenstraße eingerichtet. Es wurde am 18. November 1934 als Heimatmuseum Kaufbeuren wiedereröffnet, und 1936 wurde die Ausstellung um eine Sammlung von Kruzifixen des Pfarrers Richard Wiebel aus Irsee erweitert.
Aufgrund struktureller Probleme schloss das Museum 2002. Nach mehr als einem Jahrzehnt der Schließung und umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde es am 7. Juni 2013 mit modernisierten und erweiterten Ausstellungsräumen wiedereröffnet.
Die Sammlung des Museums besteht hauptsächlich aus Objekten, die mit der Geschichte Kaufbeurens verbunden sind. Besonders bemerkenswert ist die beeindruckende Sammlung von etwa 300 Kruzifixen, die neun Jahrhunderte umspannt und eine Vielzahl künstlerischer Stile zeigt, von kirchlichen und klösterlichen bis hin zu volksreligiösen Artefakten. Ein weiteres Highlight ist die Sammlung von etwa 80 protestantischen Hinterglasmalereien, die im späten 18. Jahrhundert in Kaufbeuren entstanden und über die Plattform bavarikon öffentlich zugänglich sind. Das Museum besitzt auch bedeutende Teile des privaten Nachlasses des erfolgreichen Autors Ludwig Ganghofer. Darüber hinaus zeigt das Museum eine Vielzahl ländlicher Raumausstattungen und ethnografischer Objekte, die seit der Ausstellung Volkskunst im Allgäu im Jahr 1901 Teil des Museums sind.
Seit seiner Wiedereröffnung im Jahr 2013 bietet das Stadtmuseum Kaufbeuren fünf verschiedene Bereiche in seiner Dauerausstellung, die jeweils unterschiedliche Aspekte seiner Sammlung hervorheben:
Kreuze und Heilige: Im Erdgeschoss befindet sich dieser Bereich, der die Kruzifix-Sammlung und die Geschichte der Heiligen Crescentia von Kaufbeuren zeigt. Eine Schatzkammer präsentiert Kruzifixe aus wertvollen Materialien wie Elfenbein, Porzellan und Bronze.
Stadtspuren: Dieser Bereich im ersten Stock behandelt die Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren und umfasst das 19. und 20. Jahrhundert.
Von den schönen Dingen des Lebens: Ebenfalls im ersten Stock zeigt dieser Bereich ländliche Raumausstattungen aus der Ausstellung Volkskunst im Allgäu von 1901. Er stellt auch die drei Ausstellungsmacher vor: den Lokalhistoriker Christian Frank, den Bezirksamtmann und späteren bayerischen Ministerpräsidenten Gustav von Kahr und den Architekten Franz Zell.
Typisch Kaufbeuren: Im zweiten Stock erkundet dieser Bereich die bikonfessionelle Reichsstadt Kaufbeuren und das komplexe Zusammenleben verschiedener religiöser Konfessionen. Er zeigt auch protestantische Hinterglasmalereien von 1740 bis 1790 und die Geschichte der Textilproduktion der Stadt.
Mit scharfer Feder: Im dritten Stock widmet sich dieser Bereich den literarischen Söhnen und Töchtern Kaufbeurens, darunter Hans Magnus Enzensberger, Ludwig Ganghofer, Sophie la Roche und Christian Jakob Wagenseil.
Das Stadtmuseum Kaufbeuren ist vollständig barrierefrei, sodass jeder die reichen Angebote des Museums erkunden kann. Die Dauerausstellung umfasst interaktive Elemente, Medienstationen, Audioguides in Deutsch und Englisch sowie Hörstationen, die den Museumsbesuch für alle Besucher interessant und informativ gestalten.
Seit 2015 nimmt das Museum eine intensivere Betrachtung der Geschichte Kaufbeurens während der Zeit des Nationalsozialismus vor. Angeregt durch öffentliche Kritik an der Darstellung des 20. Jahrhunderts und der NS-Zeit in der Dauerausstellung, veranstaltete das Museum im Januar 2016 eine Podiumsdiskussion mit dem Titel Die Gestaltung von Ausstellungen zur NS-Zeit - Umgang mit Objekten. Nach dieser Veranstaltung wurde ein zeitgenössischer Historiker beauftragt, die Dauerausstellung zu überprüfen, der die Kritik bestätigte und Änderungen empfahl.
2018 startete das Museum einen Aufruf zur Sammlung von Objekten aus der NS-Zeit, um Lücken in seiner Sammlung zu schließen. Diese Bemühung bildete die Grundlage für das partizipative Ausstellungsprojekt Kaufbeuren unter dem Hakenkreuz: Eine Stadt geht auf Spurensuche, das im Oktober 2018 begann. Über ein Jahr hinweg arbeitete das Museum mit zehn lokalen Partnern zusammen, um Inhalte für eine Sonderausstellung und das begleitende Programm zu entwickeln. Unterstützt von der Kulturstiftung des Bundes wurde die Ausstellung am 31. Oktober 2019 eröffnet. Gleichzeitig initiierte das Museum ein Provenienzforschungsprojekt, um die Herkunft von Objekten zu untersuchen, die zwischen 1932 und 1964 erworben wurden, um sicherzustellen, dass keine Gegenstände unrechtmäßig von jüdischen Eigentümern während der NS-Zeit genommen wurden.
Im November 2020 beschloss der Kulturausschuss der Stadt, die Dauerausstellung des Museums basierend auf den Erkenntnissen und Objekten aus dem Sonderprojekt neu zu gestalten. Darüber hinaus ermöglichte das Museum am 26. September 2020 die Verlegung von Stolpersteinen, um der Opfer des Nationalsozialismus in Kaufbeuren zu gedenken. Das Museum veröffentlichte auch ein Gedenkbuch in Zusammenarbeit mit dem Historischen Archiv des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren, um der Opfer der NS-Euthanasie in der Stadt zu gedenken.
Das Museum veranstaltet jährlich zwei Sonderausstellungen im Erdgeschoss. Jedes Jahr wird der Raum für Sonderausstellungen auch von ausgewählten Vertretern der Kunst- und Kulturszene Kaufbeurens genutzt. Frühere Ausstellungen umfassten:
2013: Erwin Birnmeyer. Stein auf Stein. Werke von 1946–2006.
2014: Filmbilder. Videos von Christoph Brech. In Zusammenarbeit mit Filmzeit Kaufbeuren.
2014: Mathematik zum Anfassen. Eine Entdeckungsreise in die Welt der Zahlen und Phänomene. Interaktive Ausstellung des Mathematikums in Gießen.
2014/15: Warten auf Weihnachten. Adventskalender von den Anfängen bis zur Gegenwart. Sammlung von Esther Gajek.
2015: In Memoriam. Euthanasie im Nationalsozialismus. Wanderausstellung von Michael von Cranach.
2015: Erste Kaufbeurer Fototage. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Fotografie der VHS Kaufbeuren e.V.
2015: Vom Büchsenmacher zum Kupferstecher. Daniel Hopfer – Erfinder der Radierung.
2016: Kinderträume & Spiele. Spielzeug aus der Sammlung des Stadtmuseums Kaufbeuren.
2016: Ende und Anfang. Ausstellung der BURONALE-Videokunstpreis-Gewinnerin Lydia Kaminski mit Philip Neumann. In Zusammenarbeit mit
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