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Oranienburger Speicher

Oranienburger Speicher Oranienburg

Oranienburger Speicher

Der Oranienburger Speicher, wie er vor Ort bekannt ist, ist ein imposantes Zeugnis des industriellen Erbes von Oranienburg in Brandenburg, Deutschland. Mit einer Höhe von etwa 37 Metern ist dieser Speicher das zweithöchste Gebäude in Oranienburg und eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Erbaut im Jahr 1917 als Silogebäude für die Oranienburger Dampf-Mühle, prägt seine eindrucksvolle Präsenz am Havelufer die Skyline der Stadt maßgeblich. Die architektonische Bedeutung des Speichers wird durch seine einzigartige Kombination aus Stahlbetonbauweise und barocker Fassadengestaltung hervorgehoben, was ihm seit 1995 einen Platz auf der Denkmalliste einbrachte.

Die historischen Wurzeln

Die Ursprünge des Oranienburger Speichers sind eng mit der Geschichte der Oranienburger Dampf-Mühle verbunden, die 1875 gegründet wurde. Der Speicher entstand aus der Notwendigkeit heraus, nachdem ein verheerender Brand im Jahr 1916 das ursprüngliche Getreidelager zerstörte. Der Bau des neuen Gebäudes wurde im Oktober 1917 genehmigt und von der Berliner Architekturfirma Enders und Lichtenstein entworfen. Die Berliner Abteilung der Cementbau-Aktiengesellschaft aus Hannover führte den Bau aus. Mit 165 Tonnen Eisen und 14.000 Säcken Zement wurde der Speicher eines der ersten Gebäude in der Region, das in Stahlbetonbauweise errichtet wurde. Seine 16 Zellen konnten bis zu 4.000 Tonnen Getreide lagern, das direkt von der Havel oder über mit speziellen Saug- und Schneckenfördersystemen ausgestattete Laderampen angeliefert wurde.

Architektonisches Wunderwerk

Das architektonische Design des Oranienburger Speichers ist eine bewusste Hommage an das nahegelegene Schloss Oranienburg. Die oberen Stockwerke des Gebäudes sind mit einer neobarocken Fassade verziert, die einen Turm mit geschwungenem Satteldach und barocken Giebeln umfasst. Diese stilistische Wahl sollte eine visuelle Verbindung zwischen dem Speicher und dem Schloss schaffen und industrielle Funktionalität mit ästhetischer Pracht verbinden. Der Turm beherbergte zudem einen 9 Kubikmeter fassenden Wassertank und ein angegliedertes Sprinklersystem zum Brandschutz, was die innovative Herangehensweise an Sicherheit und Design des Gebäudes widerspiegelt.

Wechselnde Eigentümer und Herausforderungen

Nach dem Ersten Weltkrieg wechselten der Speicher und die Dampf-Mühle mehrfach den Besitzer. Zunächst von der Kampffmeyer Mühlen GmbH, einem der größten Getreideprodukthersteller Deutschlands, übernommen, wurde das Anwesen 1926 an den Berliner Geschäftsmann Max Lazarus verkauft. Die Dampf-Mühle wurde 1930 durch einen Kurzschluss zerstört, aber der Speicher überlebte dank der Bemühungen der Feuerwehrleute, von denen einige aus Berlin kamen. Der Speicher diente dann als Silo für die neu gegründete Oranienburger Lager- und Getreidegesellschaft.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden Teile des Speicherkomplexes als Kriegsgefangenenlager genutzt. Die Firma Auergesellschaft wandelte das Erdgeschoss des zweiten Lagergebäudes des Speichers um, um bis zu 35 Gefangene unterzubringen. Trotz der schweren Bombardierungen, die Oranienburg heimsuchten, blieb der Speicher weitgehend unversehrt und stand am Ende des Krieges hoch aufragend inmitten der Ruinen.

Nachkriegszeit bis heute

In den Nachkriegsjahren diente der Speicher weiterhin als Lagerstätte, bis er Mitte der 1970er Jahre stillgelegt wurde. Er stand dann mehrere Jahrzehnte leer, bis er 1995 als denkmalgeschütztes Gebäude eingetragen wurde, was seine Erhaltung als Teil des kulturellen Erbes von Oranienburg sicherstellte. Im Jahr 2014 tauchten Pläne auf, den Speicher in ein Wohnkomplex zu verwandeln, doch diese wurden zunächst durch Denkmalschutzauflagen vereitelt.

Im Jahr 2016 erwarb die TAS-Gruppe aus Hamburg das Anwesen mit der Absicht, über 260 Wohnungen auf dem Gelände zu entwickeln, wobei 22 Einheiten im historischen Speicher selbst untergebracht werden sollten. Das Projekt stieß jedoch auf erhebliche Hürden. Im März 2019 kündigte die TAS-Gruppe an, den Speicher möglicherweise abreißen zu wollen, da erhebliche Schäden festgestellt wurden, die zum Zeitpunkt des Kaufs nicht ersichtlich waren. Die geschätzten Kosten für die Renovierung und Umwandlung überstiegen 12 Millionen Euro, was das Unternehmen dazu veranlasste, im August 2019 einen Abrissantrag zu stellen.

Gemeinschaftliche Bemühungen und Zukunftsaussichten

Der vorgeschlagene Abriss löste weit verbreiteten Widerstand in der lokalen Gemeinschaft und der Stadt Oranienburg aus. Eine Bürgerinitiative zur Rettung des Speichers sammelte etwa 1.600 Unterschriften, und der Stadtrat beschloss im Januar 2020 eine Resolution, die den Erhalt des Gebäudes unterstützte. Auch die lokale Denkmalschutzbehörde lehnte den Abrissantrag ab und argumentierte, dass das gesamte Entwicklungsprojekt als eine Einheit betrachtet werden sollte.

In einer überraschenden Wendung verkaufte die TAS-Gruppe den Speicher im April 2021 an die Reinvesta GmbH aus Berlin. Der neue Eigentümer versprach, das Gebäude innerhalb von zwei Jahren zu renovieren und in 22 Eigentumswohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von etwa 1.800 Quadratmetern umzuwandeln. Diese Entwicklung markiert ein neues Kapitel in der bewegten Geschichte des Oranienburger Speichers und stellt sicher, dass dieses architektonische Juwel weiterhin ein markantes Merkmal der Oranienburger Landschaft bleiben wird.

Abschließend lässt sich sagen, dass der Oranienburger Speicher nicht nur ein Relikt der Vergangenheit, sondern ein Symbol für Widerstandsfähigkeit und architektonischen Einfallsreichtum ist. Sein Weg von einem funktionalen Silo zu einem umstrittenen historischen Denkmal und schließlich zu einem potenziellen Wohnlandmark spiegelt das dynamische Zusammenspiel zwischen Denkmalschutz und moderner Entwicklung wider. Für Besucher von Oranienburg bietet der Speicher einen faszinierenden Einblick in die industrielle Vergangenheit der Stadt und ihre fortwährenden Bemühungen, Geschichte und Fortschritt in Einklang zu bringen.

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