Die Pauluskirche in Plauen, im Herzen von Sachsen gelegen, ist ein Symbol für Geschichte, Widerstandskraft und architektonische Pracht. Diese evangelisch-lutherische Kirche, die am 29. November 1897 geweiht wurde, hat die wechselnden Zeiten vom Deutschen Kaiserreich bis zu den turbulenten Ereignissen der Weltkriege miterlebt und dient auch heute noch als lebendiger Treffpunkt der Gemeinde.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Plauen aufgrund der Industrialisierung einen Aufschwung. Die wachsende Bevölkerung machte den Bau neuer Gotteshäuser notwendig. Bis dahin gab es in der Stadt nur zwei protestantische Kirchen: die mittelalterliche Johanniskirche und die barocke Gottesackerkirche, später als Lutherkirche bekannt. Der Bedarf an einer dritten Kirche wurde schon 1881 erkannt.
Der Weg zum Bau war jedoch von Verzögerungen geprägt. Lange Verhandlungen zwischen dem Stadtrat, der das Grundstück besaß, und den Kirchenbehörden verzögerten den Beginn des Projekts um mehr als ein Jahrzehnt. Erst 1891 fand ein Architekturwettbewerb statt, den Georg Weidenbach aus Leipzig gewann. Superintendent Lieschke, eine Schlüsselfigur bei der Gründung der Kirche, setzte sich dafür ein, die größte Pfarrei der Stadt in drei kleinere, unabhängige Pfarrgemeinden zu teilen: Johannis, Luther und Paulus.
Schließlich gewährte der Stadtrat 1893 der Paulusgemeinde ein größeres Grundstück. Mit der Genehmigung der Baupläne im Jahr 1894 wurde der Grundstein am 17. Juni 1895 gelegt, und am 26. August 1896 fand das Richtfest statt.
Von ihrer Weihe 1897 bis zum Ende des Deutschen Kaiserreichs 1918 diente die Pauluskirche nicht nur als Gotteshaus, sondern auch als Garnisonskirche für das 10. Königlich Sächsische Infanterie-Regiment Nr. 134, das seit 1903 in Plauen stationiert war. Die Bedeutung der Kirche ging über den spirituellen Bereich hinaus und verband sich mit der Militärgeschichte der Region.
Während des Ersten Weltkriegs stand die Kirche vor einer besonderen Herausforderung, als 59 ihrer Zinnorgelpfeifen für Kriegszwecke beschlagnahmt wurden. Erst 1921 konnten Ersatzpfeifen beschafft werden, sodass die Jehmlich-Orgel wieder harmonische Melodien spielen konnte.
Die Lage der Pauluskirche im Bahnhofsviertel von Plauen machte sie während des Zweiten Weltkriegs besonders anfällig. Das Gebiet wurde stark bombardiert, etwa 90% davon wurden zerstört. Erstaunlicherweise blieb die Kirche lange Zeit unbeschadet. Doch am 10. April 1945, während des dreizehnten Luftangriffs der britischen Royal Air Force, erlitt die Kirche schwere Schäden. Das Dach des Kirchenschiffs wurde fast vollständig zerstört, der Turm stürzte nach längerem Brennen ein, und alle Fenster gingen zu Bruch. Das Innere wurde stark beschädigt und benötigte eine vollständige Renovierung, und die Jehmlich-Orgel war nicht mehr reparabel. Wunderbarerweise blieben Altar und Kanzel unversehrt.
Nach dem Krieg mobilisierte die Gemeinde ihre Kräfte, um ihre geliebte Kirche wiederherzustellen. Der Wiederaufbau begann 1946, initiiert von örtlichen Pastoren und Gemeindemitgliedern. Bis 1957 wurde die Kirche neu geweiht, allerdings mit einem wesentlich kürzeren Turm als zuvor. Der Geist der Widerstandskraft und Erneuerung prägte die Pauluskirche in den Nachkriegsjahren weiterhin.
2012 erhielt die Kirche eine zweisprachige Gedenktafel im Stil eines Epitaphs im Vorraum des Kirchenschiffs. Diese Tafel ehrt den U-Boot-Kommandanten Werner Hartenstein, ein Mitglied der Paulusgemeinde, der während des Laconia-Zwischenfalls 1943 viele Leben rettete. Britische Überlebende des Zwischenfalls spendeten die Tafel zum 70. Jahrestag, um Hartenstein ihre Dankbarkeit auszudrücken. Die Kirche veranstaltet gelegentlich Gedenkveranstaltungen, organisiert von der International Submarine Connection U 156 Plauen (ISCP), und festigt damit ihre Rolle als Ort des Gedenkens und der Versöhnung.
Heute ist die Pauluskirche eines der drei Zentren der Evangelisch-Lutherischen Markus-Paulus-Gemeinde in Plauen, neben der Markuskirche und dem Paulushaus. Die Kirche dient nicht nur für regelmäßige Gottesdienste, sondern auch für spirituelle Konzerte und verschiedene Gemeinschaftsaktivitäten. Nach einem Beschluss der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens am 16. April 2018 wurde die Markus-Paulus-Gemeinde im Januar 2021 mit mehreren anderen Gemeinden zum Kirchgemeindebund Plauen zusammengeschlossen.
Die Glocken der Pauluskirche erklingen in einer harmonischen Anordnung von b–des′–f′–as′. Die ersten drei Glocken, aus Stahl gegossen vom Bochumer Verein, wurden am 30. November 1895 geweiht, und die vierte Glocke, die am 8. Juli 1897 gespendet wurde, vervollständigte das Set. Jede Glocke trägt eine Inschrift aus den Briefen des Apostels Paulus und verleiht ihrem Klang eine spirituelle Dimension.
Die Orgel der Kirche, 1962 von Eule Orgelbau gebaut, verfügt über 40 Register auf drei Manualen und einem Pedal. Diese Schleifladenorgel mit pneumatischen Registern und mechanischer Traktur bleibt ein zentrales Element des musikalischen Erbes der Kirche.
Die Pauluskirche in Plauen ist mehr als nur ein historisches Gebäude; sie ist ein Zeugnis des unerschütterlichen Glaubens und der Widerstandskraft ihrer Gemeinde. Mit ihrer reichen Geschichte, architektonischen Schönheit und fortwährenden Rolle als Gemeinschaftszentrum bleibt sie ein Muss für jeden, der das kulturelle und spirituelle Erbe Sachsens erkunden möchte.
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