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Kapellenkirche (Rottweil)

Kapellenkirche (Rottweil) Rottweil

Kapellenkirche (Rottweil)

Im Herzen von Rottweil in Baden-Württemberg gelegen, ist die Kapellenkirche ein beeindruckendes Zeugnis der reichen Geschichte und architektonischen Pracht der Stadt. Dieses gotische Meisterwerk, oft als Wahrzeichen von Rottweil betrachtet, lädt Besucher ein, in die Vergangenheit zu reisen und seine faszinierende Geschichte sowie das kunstvolle Design zu entdecken.

Die historische Entwicklung der Kapellenkirche

Die Ursprünge der Kapellenkirche reichen bis ins frühe 14. Jahrhundert zurück, wobei angenommen wird, dass ihre Anfänge sogar bis ins 13. Jahrhundert datieren. Ursprünglich als Marienkapelle von den Bürgern der Stadt geplant, hat sich die Kirche im Laufe der Jahrhunderte erheblich weiterentwickelt. Der markante Turm soll über einer inzwischen trockenen Heilquelle errichtet worden sein, die einst Augenleiden heilen sollte.

Der Chor der Kirche wurde ab 1476 neu gestaltet, und 1652 übernahmen die Jesuiten, die gekommen waren, um das Bildungssystem Rottweils zu beleben, die Kirche und nannten sie templum nostrum (unsere Kirche). Zwischen 1727 und 1733 führten sie umfangreiche Renovierungen durch, die dem Inneren einen bleibenden barocken Charakter verliehen. Heute dient die Kapellenkirche als Nebenkirche zur Münsterpfarrei Heilig Kreuz und als Kirche für das örtliche Priesterseminar.

Der Turm: Ein gotisches Meisterwerk

Der Turm der Kapellenkirche ist eines der bedeutendsten gotischen Bauwerke in Baden-Württemberg. Mit einer beeindruckenden Höhe von 70 Metern begann der Bau 1330 mit drei quadratischen Stockwerken, die dem Steinmetz Heinrich Parler zugeschrieben werden. Der achteckige Aufbau wurde erst Mitte des 15. Jahrhunderts hinzugefügt.

Der Turm ist mit hochgotischen Skulpturen geschmückt, die als Höhepunkt des Rottweiler Stils gelten. Diese Steinskulpturen, die von verschiedenen Meisterhandwerkern geschaffen wurden, umfassen einen Prophetenzyklus auf der Südseite und Apostel auf der Westfassade. Aufgrund seiner kunstvollen Gestaltung und historischen Bedeutung wurde der Turm 1983 als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung anerkannt.

Architektonische Entwicklung

Ursprünglich bestand die Kirche aus einem einschiffigen Bau mit geradem Chor. Bis 1476 wurde sie mit einem Zwischengeschoss und zwei achteckigen Obergeschossen erweitert, möglicherweise unter Mitwirkung des bekannten Architekten Anton Pilgram. Der spätgotische Chor der Kirche zeichnet sich durch einen ⅝-Abschluss aus, was zur architektonischen Komplexität beiträgt.

Die kleinen Portale auf der Westseite des Turms sind mit einzigartigen Reliefs verziert, darunter das Buch- und Brautrelief, das Christus als Ritter vor der Kirche, seiner Braut, darstellt. Die Tympana über den Nord- und Südportalen zeigen die Verkündigung, die Anbetung der Könige und die Geburt Christi, während das Tympanon des Westportals das Jüngste Gericht darstellt.

Innenraumglanz

Das Innere der Kapellenkirche ist eine Mischung aus gotischen und barocken Elementen. Die Pietà, die ursprünglich Teil eines der acht Altäre der Kirche war, wurde um 1430 in die Turmkapelle verlegt und wird als wundertätiges Bild verehrt. Die Kirche beherbergt auch ein großes Kruzifix aus etwa 1350 und Fresken, die die Passion Christi darstellen.

Nach dem Einsturz des Chorgewölbes wurde das Innere zwischen 1727 und 1733 von Joseph Guldimann im Barockstil neu gestaltet. Das Langhaus wurde als dreischiffige Halle mit schmalen Seitenschiffen neu gebaut. Die Deckenmalereien von Joseph Fiertmair, einem Schüler der Asam-Schule, feiern die Verherrlichung Marias, der Patronin der Kirche. Das Hauptdeckenbild im Chor zeigt Maria Immaculata, während die Decke des Langhauses Szenen der Hochzeit, Verkündigung und Darstellung Mariens im Tempel zeigt. Die Seitenschiffe sind mit kleineren Deckenmalereien von Marienverehrern geschmückt, und das Fresko der Musikempore zeigt die Anbetung des Lammes durch die 24 Ältesten aus dem Buch der Offenbarung.

Künstlerische Schätze

Die Kapellenkirche beherbergt zahlreiche künstlerische Schätze, darunter die Altarbilder von Fiertmair und die älteste Bretterkrippe Schwabens, die während der Weihnachtszeit ausgestellt wird. Diese Krippenszene, die zwischen 1733 und 1737 geschaffen wurde, ist ein Meisterwerk barocker illusionistischer Malerei und wird am rechten Seitenaltar in zwei wechselnden Szenen der Anbetung der Hirten und der Könige aufgebaut.

Zusätzlich zu ihrem künstlerischen Erbe beherbergt der Glockenturm der Kirche ein Ensemble aus vier Bronzeglocken, von denen zwei von besonderer historischer Bedeutung sind.

Eine Reise durch die Zeit

Ein Besuch der Kapellenkirche ist wie eine Reise durch die Zeit. Jeder Stein, jede Skulptur und jedes Gemälde erzählt eine Geschichte von Glauben, Kunstfertigkeit und Gemeinschaft. Ob ihr nun Geschichtsinteressierte, Architekturliebhaber oder einfach nur neugierige Reisende seid, die Kapellenkirche in Rottweil bietet einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit und einen ruhigen Ort zur Reflexion und Bewunderung.

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