In der malerischen Stadt Schmalkalden im Herzen Thüringens steht die Stadtkirche St. Georg als Zeugnis der reichen Geschichte und architektonischen Pracht der Stadt. Diese spätgotische Hallenkirche, die zwischen 1413/14 und 1509 erbaut wurde, ist nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein Symbol historischer Bedeutung und künstlerischer Schönheit.
Die Ursprünge der Stadtkirche St. Georg reichen tief ins Mittelalter zurück. Vor dem heutigen Bauwerk stand an dieser Stelle eine romanische Vorgängerkirche namens Marienkirche. Der untere Teil dieser früheren Kirche ist als Südwestturm von St. Georg erhalten geblieben. Die Fensterarkaden dieses Turms stammen aus dem späten 12. Jahrhundert und geben einen Einblick in die damaligen architektonischen Stile. Aufgrund baulicher Probleme wurde der Turm jedoch 1434 bis zum zweiten Stock teilweise abgetragen.
Der Bau der heutigen Kirche begann 1413/14 und umfasste die alte romanische Kirche. Noch heute können Besucher die Verbindung zwischen den alten und neuen Strukturen durch eine sichtbare Naht und die romanischen Rundbögen der Fenster im höchsten der drei Türme erkennen. Dieses beeindruckende Gebäude wurde 1500 vom Bischof von Würzburg geweiht, was durch die Inschrift Anno domini MCCCCC completum est praesens opus (Im Jahr des Herrn 1500 wurde dieses Werk vollendet) im Chorbereich festgehalten ist.
1537 spielte die Kirche eine bedeutende Rolle in der Reformation, als Martin Luther vor dem Schmalkaldischen Bund in ihren Mauern predigte. Der teilweise abgetragene Südwestturm wurde ab 1570 wieder aufgebaut und erreichte eine Höhe von etwa 50 Metern. Von 1571 bis 1935 beherbergte er eine Türmerwohnung. Der neu erbaute Nordwestturm war architektonisch unterschiedlich, und heute sind die beiden ungleichen Türme ikonische Symbole der Kirche.
Die Stadtkirche St. Georg ist eine dreischiffige, breit proportionierte spätgotische Hallenkirche, die eine Vielzahl von aufwendigen und teils virtuosen Gewölbeformen aufweist. Diese Gewölbe sind mit kunstvollen Maßwerkdesigns verziert. Die Dienste, die von den Pfeilern ausgehen, ruhen auf unterschiedlich gestalteten Konsolen, die mit Kopfmotiven verziert sind. Der Chor, mit seinen Netzgewölben, verbindet sich nahtlos mit dem Triumphbogen und endet in einer achteckigen Apsis im Osten. An der Nordseite des Chors ist die Sakristei angebaut, darüber befinden sich eine Paramentskammer und eine Bibliothek.
Die Seite der Kirche, die zum Marktplatz zeigt, ist reichhaltiger verziert als die abgewandte Seite. Der Chor ist besonders reich mit Maßwerküberlagerungen und spitzbogigen Fenstern mit filigranem Maßwerk geschmückt. Ein auffälliges Merkmal ist die architektonische Skulptur an einem Strebepfeiler des Chors, die einen porträtähnlichen Kopf in einem Fenster mit Fensterläden darstellt. Ein spitzbogiges Portal mit Maßwerk ziert die Südseite.
Ein Großteil der mittelalterlichen Ausstattung der Kirche wurde nach der Reformation entfernt, insbesondere während des Schmalkaldischen Bildersturms im Dezember 1608, angeführt von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel. Kruzifixe, Skulpturen und Epitaphe wurden entfernt, und Wand- und Emporenmalereien wurden übertüncht. Die Malereien auf den Emporenfeldern aus dem Jahr 1503 wurden um 1900 in den barocken Emporenfronten wiederentdeckt.
Der Altar besteht nur aus der steinernen Mensa. Das spätgotische Taufbecken, das ursprünglich im westlichen Teil der Kirche in der Nähe des Glockenturms stand, wurde 1560 in den Chor verlegt. Die Kanzel wurde 1669 fertiggestellt, und ein Kronleuchter wurde 1642 gefertigt. Die Buntglasfenster, die das Innere zu einem kohärenten visuellen Erlebnis verbinden, wurden von Charles Crodel geschaffen. Die Buntglasfenster in der Orgelempore spielen mit Motiven aus dem Hohelied, was eine Qualität erreicht, die an Crodels frühe Farbholzschnitte erinnert, die in Jena entstanden sind.
Martin Luthers Anwesenheit wird in der sogenannten Lutherstube, der ehemaligen Paramentskammer über der Sakristei, gewürdigt. Hier hielt sich der Kirchenreformer vor den Gottesdiensten auf. Die Lutherstube enthält ein Kruzifixionsgemälde aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, einen Triptychonaltar und einen sitzenden Schmerzensmann (Christus in der Rast) aus etwa 1500.
Die erste kleine Orgel wurde 1606/07 von Christian Busse gebaut. Die heutige Orgel, geschaffen von der Firma A. Schuster & Sohn im Jahr 1961, verfügt über 39 Register mit etwa 2.800 Pfeifen, verteilt auf drei Manuale und ein Pedal. Der Prospekt wurde von Fritz Leweke entworfen. 2023 wurde das Instrument von Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt überholt, auf Neidhardts Kleine Stadt ungleich temperiert und auf ein Bussystem mit Setzeranlage an einem neuen Spieltisch umgerüstet.
Die Stadtkirche St. Georg beherbergt fünf Glocken aus dem 19. Jahrhundert, wobei die größte, bekannt als die Große Oster, eine der größten in Thüringen ist. Zusätzlich enthält der Dachreiter auf dem Chor zwei Schlagglocken, die die Stunden und Viertelstunden schlagen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Stadtkirche St. Georg in Schmalkalden nicht nur eine Kirche, sondern ein historisches und architektonisches Juwel ist, das die Geschichte vergangener Jahrhunderte erzählt. Ihre Mauern hallen die Stimmen der Reformatoren wider, ihre Strukturen zeigen das handwerkliche Können vergangener Epochen, und ihre Präsenz bleibt ein Leuchtfeuer kultureller und spiritueller Bedeutung. Ein Besuch in dieser prächtigen Kirche ist eine Reise durch die Zeit und bietet einen Einblick in das reiche Erbe Schmalkaldens.
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