Im Herzen von Siegen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland, befindet sich ein architektonisches Juwel voller Geschichte und spiritueller Bedeutung: die Martinikirche. Diese Kirche, die dem heiligen Martin gewidmet ist, gilt als das älteste erhaltene sakrale Gebäude der Stadt und hat eine Geschichte, die bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht. Auf dem westlichen Ausläufer des Siegbergs, westlich des Unteren Schlosses gelegen, bietet die Martinikirche einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit und ist ein Muss für Geschichtsinteressierte und Touristen gleichermaßen.
Die Geschichte der Martinikirche beginnt mit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung am 3. Juni 1311. Diese frühe Aufzeichnung beschreibt die Ausstattung der Pfarrkirche mit Einnahmen aus einem nahegelegenen Schmelzbetrieb und Gärten außerhalb des nordöstlichen Stadttors von Siegen. Archäologische Funde weisen jedoch darauf hin, dass ein Vorgänger der heutigen Kirche bereits Mitte des 8. Jahrhunderts existierte. Diese frühere Struktur diente wahrscheinlich als Kapelle einer fränkisch-karolingischen Festung, die strategisch positioniert war, um eine Furt über die Sieg an der alten Straße zwischen Köln und Marburg zu kontrollieren.
Im Laufe der Jahrhunderte hat die Martinikirche viele Veränderungen erlebt. Die Entdeckung eines Mosaiks aus dem 10. Jahrhundert unter dem nördlichen Seitenschiff, das komplexe geometrische Muster und heilige Symbole zeigt, deutet auf das Vorhandensein eines bedeutenden kirchlichen Gebäudes an diesem Ort lange vor dem Bau der heutigen Kirche hin. Dieses Mosaik, das bei Ausgrabungen in den Jahren 1959/60 freigelegt wurde, liegt 92 cm unter dem heutigen Fußbodenniveau und bietet eine greifbare Verbindung zu den alten Ursprüngen der Kirche.
Die Martinikirche hat im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche architektonische Veränderungen durchlaufen. Die ursprüngliche Struktur, die vermutlich eine spätromanische Stiftskirche aus dem 11. Jahrhundert war, verfügte über fünf Türme, darunter einen großen zentralen Turm im Westwerk. Heute ist aus dieser Zeit nur noch der Stumpf eines runden Treppenturms an der nordwestlichen Ecke des Gebäudes erhalten, dessen Schießscharten auf die frühere Verteidigungsfunktion der Kirche hinweisen.
Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche zu der dreischiffigen spätgotischen Pseudobasilika umgebaut, die wir heute sehen. Dieser Umbau, der zwischen 1511 und 1516 abgeschlossen wurde, verlieh der Martinikirche ihr heutiges Erscheinungsbild. Die Außenwände der Kirche bestehen aus Bruchsteinmauerwerk, dessen Putz bei Renovierungen im frühen 20. Jahrhundert entfernt wurde, wodurch das Mauerwerk sichtbar wurde. Die Nord- und Südwände werden durch jeweils fünf Strebepfeiler gestützt, zwischen denen sich zweiteilige gotische Spitzbogenfenster befinden. Ein Nebeneingang befindet sich ebenfalls in der Nordfassade.
Im Inneren haben die drei Schiffe der Kirche flache Decken mit sichtbaren schweren Balken, ein Merkmal des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Decke des Mittelschiffs ist deutlich höher als die der Seitenschiffe, was einen geräumigen und luftigen Innenraum schafft. Das nördliche Seitenschiff wurde während der Renovierungen im 16. Jahrhundert um etwa einen Meter verbreitert, was zu asymmetrischen Seitenschiffen führte. Eine hölzerne Empore wurde im 20. Jahrhundert im nördlichen Seitenschiff hinzugefügt, was die Funktionalität und den Charme der Kirche erhöhte.
Nach dem Verlust ihres Status als Hauptpfarrkirche von Siegen im 16. Jahrhundert erlebte die Martinikirche eine Zeit des Niedergangs. Der Bau des Unteren Schlosses im 17. Jahrhundert isolierte die Kirche weiter vom Stadtzentrum. Im 18. Jahrhundert wurde sie hauptsächlich für Beerdigungen und Bestattungsdienste genutzt, und das Gebäude verfiel. In Kriegs- und Krisenzeiten diente die Martinikirche als Krankenhaus und Waffenlager, etwa während der Revolutionskriege ab 1794.
Die Kirche erlitt während der Säkularisation im frühen 19. Jahrhundert erhebliche Schäden und entging nur knapp dem Abriss dank einer Spende eines Siegener Kaufmanns. Diese großzügige Spende finanzierte Restaurierungsarbeiten von 1833 bis 1838, wodurch die Kirche am 17. Juni 1838 neu geweiht werden konnte. Weitere Renovierungen fanden 1911/12 statt, bei denen der Außenputz entfernt und das Innere historisierend bemalt wurde. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wobei nur die Außenmauern stehen blieben. Sie wurde bis 1949 wieder aufgebaut, und die letzte Renovierung wurde 1991 abgeschlossen.
Um die Martinikirche herum liegt der Martini-Kirchhof, der früheste nachweisbare Begräbnisplatz von Siegen. Dieses Gebiet wurde 1882 in eine städtische Grünfläche umgewandelt und diente bis 1843 als Friedhof, mit etwa 60.000 registrierten Bestattungen. Der Kirchhof wurde im frühen 16. Jahrhundert in die Stadtbefestigungen einbezogen, zusammen mit einem Beinhaus, das von 1420 bis 1691 existierte. Am unteren Ende des Kirchhofs wurde zwischen 1502 und 1511 ein großes Bollwerk errichtet, das jedoch 1846 einstürzte und schließlich 1893 abgerissen wurde.
Heute steht die Martinikirche als geschütztes Denkmal und Zeugnis der reichen Geschichte und architektonischen Erbes von Siegen. Besucher können die gotischen Fenster, die einzigartige Asymmetrie der Seitenschiffe und die Überreste der romanischen Vergangenheit bewundern. Die Orgel der Kirche, die 1951 von der Orgelbaufirma Emanuel Kemper & Sohn gebaut wurde, wurde zwischen 1985 und 2003 umfangreich renoviert, sodass sie weiterhin die Kirche mit schöner Musik erfüllt.
Ob ihr nun Geschichtsinteressierte, Architekturbegeisterte oder einfach auf der Suche nach einem ruhigen Ort zum Nachdenken seid, die Martinikirche in Siegen bietet eine faszinierende Reise durch die Zeit. Ihre Mauern erzählen Geschichten von Widerstandsfähigkeit, Wandel und dem beständigen Geist einer Gemeinschaft, die diesen heiligen Ort seit Jahrhunderten schätzt.
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