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Sint-Jan-Baptistkerk

Sint-Jan-Baptistkerk Wavre

Sint-Jan-Baptistkerk

Im Herzen von Wavre in Belgien erhebt sich die église Saint-Jean-Baptiste de Wavre, ein beeindruckendes Beispiel spätgotischer Architektur, das stiller Zeuge der bewegten Geschichte der Stadt ist. Lokal bekannt als die Sint-Jan-Baptistkerk, ist diese Kirche aus dem 15. Jahrhundert nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein historisches Denkmal, das seit 1937 als Kulturerbe in Wallonien eingestuft ist.

Die Geschichte der église Saint-Jean-Baptiste de Wavre

Die Ursprünge der église Saint-Jean-Baptiste de Wavre lassen sich auf eine frühere Kirche an derselben Stelle zurückverfolgen, die erstmals in Aufzeichnungen aus dem Jahr 1086 erwähnt wird. Diese frühere Struktur wurde 1489 bei einem verheerenden Brand zerstört, der das halbe Dorf in Schutt und Asche legte und viele Menschenleben forderte. Die heutige gotische Kirche entstand aus diesen Trümmern gegen Ende des 15. Jahrhunderts und spiegelt die Widerstandskraft und Entschlossenheit der örtlichen Gemeinde wider.

Der Turm der Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte mehrere Veränderungen durchgemacht. Um 1560 erhielt er eine prächtige Laterne mit einer Kuppel und einer kleineren Laterne an der Spitze. Doch 1631 erhöhte der Architekt Jacques Franquart den Turm weiter, indem er eine fast 80 Meter hohe Spitze hinzufügte. Diese Spitze fiel jedoch einem weiteren verheerenden Brand im Jahr 1695 zum Opfer, der auch Teile der Kirche und viele umliegende Häuser zerstörte. Der Chor wurde 1718 wieder aufgebaut und zeigt eine Mischung aus gotischen und späteren architektonischen Stilen.

Am 18. Juni 1815 geriet die Kirche in die Schusslinie der Schlacht von Wavre, eines bedeutenden Gefechts während der Napoleonischen Kriege. Eine französische Kanonenkugel ist noch immer in einer der Säulen des rechten Seitenschiffs eingebettet und erinnert eindrücklich an die Widerstandsfähigkeit der Kirche in Zeiten des Konflikts.

Architektonische Merkmale

Die église Saint-Jean-Baptiste de Wavre zeichnet sich durch die extensive Verwendung von eisenhaltigem Sandstein aus, der aus lokalen Steinbrüchen in Limal und Ottenburg stammt. Dies verleiht der Kirche ihre warme, charakteristische Farbe, die einen schönen Kontrast zu dem weißen Kalkstein bildet, der für den Bau des Turms verwendet wurde.

Der Turm

Der imposante Turm, der die Fassade der Kirche bildet, ist ein architektonisches Meisterwerk. Er wurde aus abwechselnden Schichten von rotem Backstein und weißem Kalkstein errichtet, wobei die Basis mit eisenhaltigem Sandstein verstärkt ist. Diese robuste Struktur wird durch mächtige Strebepfeiler weiter gestärkt, die nach oben hin schmaler werden. Die Westfassade des Turms verfügt über eine prächtige Kalksteinvorhalle, wobei jede obere Ebene mit Paaren von Spitzbogenfenstern geschmückt ist, außer der obersten Ebene, die zwei runde Okuli über der Uhr aufweist. Das Datum 1617 ist zwischen den Fenstern des ersten Stocks eingraviert und markiert einen bedeutenden Moment in der Geschichte des Turms.

Das Portal

Das große Portal der Kirche ist ein prächtiges Beispiel gotischen Designs und verfügt über einen weiten Spitzbogen aus weißem Kalkstein. Dieser Bogen ist mit sieben aufwendig skulptierten Archivolten verziert, die zu seiner Pracht beitragen. Das Portal umfasst auch ein niedrigeres, abgeflachtes Bogenportal, das von einem großen Fenster mit modernen Buntglasfenstern überragt wird und einen beeindruckenden Blickfang bildet.

Langhaus, Querhaus und Chor

Im Gegensatz zum Turm sind das Langhaus, das Querhaus und der Chor vollständig aus eisenhaltigem Sandstein gebaut, was der Struktur ihre charakteristische, warme Farbgebung verleiht. Diese Teile der Kirche sind von großen Spitzbogenfenstern durchbrochen, die mit modernen Buntglasfenstern ausgestattet sind und natürliches Licht ins Innere lassen. Die Nord- und Südfassaden werden von standardmäßigen Strebepfeilern gestützt, während der Chor, die Nordkapelle und die Sakristei einzigartige, kürzere Strebepfeiler mit gotischem Schmuck aufweisen.

Innenraum

Beim Betreten der église Saint-Jean-Baptiste de Wavre werden Besucher von einem auffälligen Kontrast zwischen den cremefarben gestrichenen Wänden und den steinernen Säulen, Bögen und Gewölberippen aus eisenhaltigem Sandstein und weißem Kalkstein begrüßt. Dieses Zusammenspiel der Farben schafft einen visuell beeindruckenden, fast polychromen Effekt.

Das Langhaus

Das Langhaus zeichnet sich durch ein Rippengewölbe mit Kalksteinrippen aus, das von großen eisenhaltigen Sandsteinsäulen mit achteckigen Basen gestützt wird. Die Spitzbögen, die auf diesen Säulen ruhen, bestehen aus abwechselnden Sandstein- und Kalksteinblöcken, die in einem faszinierend unregelmäßigen Muster angeordnet sind.

Das Querhaus

Der doppelte Bogen des Querhauses, der es vom Langhaus trennt, spiegelt die unregelmäßige Abwechslung von Sandstein- und Kalksteinblöcken wider. Der Triumphbogen, der zum Chor führt, besteht jedoch vollständig aus Sandstein, ebenso wie die Bögen, die das Querhaus von seinen nördlichen und südlichen Armen trennen. Eine interessante Asymmetrie findet sich in den Gewölberippen: Diejenigen im nördlichen Arm bestehen aus Sandstein, während die im Langhaus, im Querhaus und im südlichen Arm aus Kalkstein sind.

Der Chor

Der Chor, der 1718 wieder aufgebaut wurde, ist eine spätere Ergänzung der Kirche und spiegelt eine andere architektonische Epoche wider. Die Fensterrahmen und Gewölberippen hier bestehen aus grauem Kalkstein, was einen kühleren Ton im Vergleich zu den wärmeren Materialien im Langhaus und Querhaus verleiht.

Das Glockenspiel

Der Turm der Kirche beherbergt ein bemerkenswertes Glockenspiel, das 1954 mit 49 Glocken eingeweiht wurde, die von Marcel Michiels Jr. aus Tournai gegossen wurden. Eine 50. Glocke, die 2003 hinzugefügt wurde, ehrt Dean Albert Pirson, König Albert II. und Wavres ersten Glockenspieler, Albert Boon. Das Glockenspiel verfügte ursprünglich über ein elektromechanisches System mit perforierten Metallbändern, das 1986 durch ein vollständig elektronisches System ersetzt wurde. Öffentliche Konzerte finden zweimal wöchentlich während der Märkte der Stadt am Mittwoch und Samstag von 11 bis 12 Uhr statt und erfüllen die Luft mit melodischen Klängen.

Historische Relikte

Die église Saint-Jean-Baptiste de Wavre trägt noch immer die Narben der Schlacht von Wavre, mit einer französischen Kanonenkugel, die in eine Säule des rechten Seitenschiffs etwa vier Meter über dem Boden eingebettet ist. Dieses eindrucksvolle Relikt wird von einer lateinischen Inschrift begleitet, die die Ausdauer der Kirche durch die Jahrhunderte würdigt.

Abschließend ist die église Saint-Jean-Baptiste de Wavre nicht nur ein Ort des Gebets, sondern ein Zeugnis der Widerstandsfähigkeit und Geschichte von Wavre. Ihre architektonische Pracht, historische Bedeutung und kulturelle Erbe machen sie zu einem Muss für jeden, der diese charmante belgische Stadt erkundet.

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