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Stadt- und Pfarrkirche St. Marien

Stadt- und Pfarrkirche St. Marien Wittenberg

Stadt- und Pfarrkirche St. Marien

Die Stadtkirche Wittenberg, ursprünglich bekannt als Stadt- und Pfarrkirche St. Marien, ist ein bedeutendes historisches und religiöses Wahrzeichen im Herzen der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt, Deutschland. Diese beeindruckende Kirche ist nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein Symbol der Reformation, eng verbunden mit Martin Luther und Johannes Bugenhagen, zwei der einflussreichsten Persönlichkeiten dieser Bewegung.

Ein Blick in die Geschichte

Die Ursprünge der Stadtkirche Wittenberg reichen bis ins Jahr 1187 zurück, als sie erstmals in historischen Aufzeichnungen erwähnt wurde. Ursprünglich war sie eine bescheidene Holzkirche unter der Verwaltung des Bistums Brandenburg. Um 1280 begann der Bau des heutigen Chors und des südlichen Seitenschiffs, wodurch die Kirche eine dauerhaftere Form annahm. Zwischen 1412 und 1439 erfuhr die Kirche erhebliche Veränderungen, darunter der Ersatz des Kirchenschiffs durch die heutige dreischiffige Halle und der Bau der Türme, die ursprünglich mit steinernen Pyramiden bedeckt waren.

Der dramatischste Moment in der Geschichte der Kirche ereignete sich 1522 während der Bilderstürme unter der Führung von Andreas Bodenstein, die fast zur vollständigen Zerstörung des Innenraums führten. Dieses Ereignis veranlasste Martin Luther, von der Wartburg nach Wittenberg zurückzukehren, wo er seine berühmten Invokavit-Predigten hielt und für Mäßigung und den friedlichen Fortschritt der Reformationsideen plädierte.

Nach dem Schmalkaldischen Krieg 1547 wurden die hölzernen Pyramiden auf den Türmen entfernt, um Plattformen für Kanonen zu schaffen. Bis 1556 wurden diese Plattformen durch die heute die Türme krönenden achteckigen Kuppeln ersetzt, die mit einer Uhr und einer Wohnung für den Türmer ausgestattet wurden, die bis 1945 bewohnt war. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrfach renoviert, darunter eine bedeutende neugotische Umgestaltung im Jahr 1811 durch den Architekten Carlo Ignazio Pozzi und jüngere Restaurierungen zur Vorbereitung auf das 500-jährige Reformationsjubiläum im Jahr 2017.

Architektonische und künstlerische Wunder

Eines der faszinierendsten Merkmale der Stadtkirche Wittenberg ist ihr Altar, bekannt als Reformationsaltar, der von Lucas Cranach dem Älteren und seinem Sohn Lucas Cranach dem Jüngeren gemalt wurde. Dieses Meisterwerk, das 1547 fertiggestellt wurde, zeigt eindrucksvoll zentrale Momente des christlichen Glaubens und der Reformationstheologie. Das zentrale Paneel stellt das letzte Abendmahl dar, wobei Martin Luther als einer der Apostel abgebildet ist. Die Predella zeigt Luther, wie er der Wittenberger Gemeinde predigt und die Bedeutung des Opfers Christi betont. Das linke Paneel zeigt Philipp Melanchthon bei der Taufe eines Kindes, während das rechte Paneel Johannes Bugenhagen und andere Figuren enthält.

Ein weiteres bemerkenswertes Kunstwerk ist das Epitaph für Paul Eber, das das Gemälde Die Arbeiter im Weinberg des Herrn von Lucas Cranach dem Jüngeren umfasst. Dieses Werk ist eine tiefgründige Darstellung des christlichen Ethos von Arbeit und Belohnung.

Ein umstrittenes Erbe

An der südlichen Außenwand der Kirche befindet sich ein düsteres Relikt der mittelalterlichen Geschichte: ein Judensau-Relief, eine abfällige Darstellung von Juden, die im Mittelalter leider weit verbreitet war. 1988 wurde unter diesem Relief eine Gedenktafel angebracht, um an die historischen Folgen des Antisemitismus zu erinnern und darüber aufzuklären. Jüngste Gerichtsurteile haben es erlaubt, das Relief als Teil eines umfassenderen Bemühens, sich an die Vergangenheit zu erinnern und daraus zu lernen, zu erhalten.

Der Klang der Geschichte

Die Orgel der Kirche, die 1983 von der Sauer Orgelbau GmbH gebaut wurde, enthält Elemente früherer Instrumente, darunter das zentrale Feld der Orgel von 1811 und einige Register der Orgel von 1928. Dieses beeindruckende Instrument verfügt über 53 Register auf drei Manualen und einem Pedal, mit einem modernen Kombinationssystem, das 4.000 Einstellungen und eine feste Rolle ermöglicht. Die Mischung aus mechanischer und elektrischer Traktur macht die Orgel zu einem einzigartigen und vielseitigen Instrument für liturgische und konzertante Zwecke.

Zusätzlich wurden die Glocken der Kirche sorgfältig restauriert. Der Glockenstuhl im Südturm sowie die Marienglocke und Sonntagsglocke wurden in den frühen 2000er Jahren erneuert, und eine neue Glocke, die Orate-Glocke, wurde in dieser Zeit gegossen.

Ein lebendiges Erbe

Die Stadtkirche Wittenberg dient weiterhin als lebendiges Zentrum des Gottesdienstes und des Gemeindelebens. Die Verbindung der Kirche zur Universität Wittenberg, an der viele ihrer Pastoren auch als führende Theologen tätig waren, unterstreicht ihre historische und bildungspolitische Bedeutung. Heute bleibt die Kirche ein Zeugnis des anhaltenden Einflusses der Reformation und ein geschätztes Wahrzeichen in der Lutherstadt Wittenberg.

Ob ihr Geschichtsinteressierte, Kunstliebhaber oder spirituelle Suchende seid, ein Besuch der Stadtkirche Wittenberg bietet eine reiche und inspirierende Reise durch die Vergangenheit und Gegenwart dieser bemerkenswerten Kirche. Ihre Mauern und Türme erzählen nicht nur die Geschichte einer Stadt und einer Bewegung, sondern auch die zeitlose Botschaft von Glauben, Widerstandskraft und Erneuerung.

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