Im malerischen Städtchen Alcamo in Italien liegt die Kirche der Heiligen Familie, die lokal als Chiesa della Sacra Famiglia bekannt ist. Diese kleine Kirche, liebevoll Chiesa Mezza oder Culliggeddu genannt, befindet sich im Erdgeschoss des ehemaligen Jesuitenkollegs, unter dem Flügel, der auf die lebhafte Piazza Ciullo blickt.
Die Ursprünge der Kirche der Heiligen Familie gehen auf die Vision von Pater Vincenzo Abbati zurück, der 1654 verstarb. Seine Überreste wurden zunächst in der Kirche des Stellario beigesetzt, bevor sie nach Fertigstellung in die Kirche des Gesù überführt wurden. Am 25. April 1745 wurde die Kirche zum Sitz der Kongregation der Madonna del Lume, die sich jeden Sonntag zu den Vespern versammelte. Diese Gemeinschaft wurde 1770 durch königlichen Erlass aufgelöst, nachdem die Jesuiten 1860 vertrieben worden waren.
Im Jahr 1866 übernahm die Kongregation der Heiligen Familie, gegründet von Pater Domenico Maria Lo Jacono im Jesuitenkolleg 1824, die Verwaltung der Kirche. Die Geschichte der Kirche ist geprägt von ihrer Widerstandsfähigkeit, da sie nach dem Erdbeben von Belice 1968 geschlossen und anschließend mit großzügiger Unterstützung von Nicolò Cassarà restauriert wurde.
Beim Betreten der Kirche der Heiligen Familie werden Besucher von einem einzigen Kirchenschiff mit drei Altären empfangen. Der Hauptaltar, aus weißem Marmor gefertigt und mit roten Stuckmarmorsäulen verziert, stammt aus der Zeit um 1860. Ursprünglich war er mit einem Gemälde des lokalen Künstlers Giuseppe Renda geschmückt, das nun in der Sakristei aufbewahrt wird und 1952 durch eine Holzstatue der Heiligen Familie ersetzt wurde.
Jeder Seitenaltar erzählt seine eigene Geschichte. Links befindet sich ein geheimnisvolles Kruzifix unbekannter Herkunft, das einst auf dem Dachboden des ehemaligen Jesuitenkollegs gefunden und 1901 restauriert wurde. Der rechte Altar zeigt die Madonna del Lume, ein Gemälde von 1740, das ebenfalls 1901 restauriert wurde. Dieses Kunstwerk ist mit silbernen Kronen und Ornamenten geschmückt, die eine Atmosphäre der Ehrfurcht und Geschichte schaffen.
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Angrenzend an den Hauptaltar befindet sich die Kapelle der Passion, die von der Kongregation des Allerheiligsten Kruzifixes gegründet wurde. Sie beherbergt ausdrucksstarke Statuen, die die Passion Christi darstellen, darunter Jesus im Garten von Gethsemane und die schmerzhafte Mutter. Diese Statuen waren ursprünglich Teil der Kirche Santa Maria dello Stellario.
Besucher finden auch ein beeindruckendes Gemälde des Erzengels Michael, das historisch von Pater Pugliese verwendet wurde, um während des Patronatsfestes Regen abzuwehren. Die Wände der Kirche sind mit vier ovalen Gemälden von Gioacchino Speciale geschmückt, die 1955 geschaffen wurden und frühere beschädigte Werke ersetzen. Diese Gemälde stellen wunderschön Szenen wie die Darstellung Jesu im Tempel und die Flucht nach Ägypten dar.
Das Innere der Kirche ist ein Zeugnis kunsthandwerklichen Könnens. Die Holzkanzel, verziert mit filigranen Schnitzereien von Tischlerwerkzeugen und dem Emblem des Heiligen Joseph, gewann 1926 den ersten Preis auf einer Ausstellung in Montecatini. Die Empore, die über eine in die Wand gemeißelte Treppe zugänglich ist, verfügt über ein Harmonium und ein kunstvoll gearbeitetes hölzernes Geländer.
Um die Helligkeit der Kirche zu verbessern, wurde 1954 eine neue Holztür mit Glaseinsätzen installiert, ergänzt durch eine neu gestaltete Empore, die von marmorbasierten Säulen getragen wird. Die sakralen Einrichtungsgegenstände der Kirche, gespendet von dem Wohltäter Francesco Guarrasi Anna, umfassen reich bestickte Gewänder, ein silbernes Weihrauchfass und eine gotische Monstranz.
Die Kongregation der Heiligen Familie veranstaltet das jährliche Patronatsfest auf der Piazza Ciullo, ein lebhaftes Fest, das die Gemeinschaft zusammenbringt. Während des Festes wird vor der Kirche des Gesù eine Bühne aufgebaut, auf der bedürftige Familien eingeladen werden, die Heilige Familie zu repräsentieren und an einem von den Mitgliedern der Kongregation servierten Mahl teilzunehmen.
Abschließend ist die Kirche der Heiligen Familie nicht nur ein Ort der Anbetung, sondern ein Symbol für das reiche kulturelle Erbe Alcamons. Ihre Wände hallen wider von Geschichten des Glaubens, der Widerstandskraft und des Gemeinschaftsgeistes, was sie zu einem Muss für jeden macht, der die historischen Wunder dieser malerischen italienischen Stadt erkundet.
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