Im Herzen von Narva, Estland, steht ein bemerkenswertes Zeugnis der Geschichte und Architektur – das Narvaer Rathaus, bekannt als Narva raekoda. Dieses prächtige Gebäude, das im Barockstil mit klassischen Elementen gestaltet ist, symbolisiert nicht nur die Widerstandskraft der Stadt, sondern auch ihr reiches kulturelles Erbe. Errichtet zwischen 1668 und 1671, hat das Narvaer Rathaus viele historische Höhen und Tiefen erlebt, von seinen glanzvollen Anfängen über seine fast vollständige Zerstörung bis hin zu seiner Wiederherstellung.
Die Geschichte des Narvaer Rathauses beginnt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als Narva als wichtiger Handelsplatz zwischen Russland und der Ostsee aufblühte. 1629 geriet Estland unter schwedische Herrschaft, und trotz zweier verheerender Brände zu Beginn des 17. Jahrhunderts florierte Narva weiter. Die schwedischen Behörden ordneten den Bau von Steingebäuden an, was zur Entstehung barocker Architektur führte, die von niederländischen und norddeutschen Städten inspiriert war.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde der Lübecker Architekt Georg Teuffel beauftragt, ein neues, prächtiges Rathaus für Narva zu entwerfen. Teuffels erstes Modell, das er 1665 vorstellte, wurde nach Stockholm zur Genehmigung geschickt und dort von dem berühmten Architekten Nicodemus Tessin dem Älteren überarbeitet. Die endgültige Ausführung übernahm der Baumeister Zacharias Hoffmann der Ältere, unterstützt von Architekt J. Bischoff und Steinmetz H. Oracker. Obwohl das Rathaus 1671 fertiggestellt wurde, dauerten die Innenarbeiten bis 1675 an, und die prächtige Steintreppe wurde 1681 von Meisterhandwerker J. Hecht hinzugefügt.
Die Pracht des Narvaer Rathauses wurde während der heftigen Kämpfe des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört. 1944 wurde die Stadt Narva dem Erdboden gleichgemacht, einschließlich des Rathauses. Nur das Fundament und die Steintreppe überstanden die Verwüstung. Doch der unerschütterliche Geist der Narvaer Bevölkerung führte in den 1960er Jahren zum Wiederaufbau der Fassade und des Vestibüls des Rathauses. Anfangs als Pionierpalast genutzt, steht das Gebäude seit der Unabhängigkeit Estlands leer und dient gelegentlich als Austragungsort für Empfänge und kulturelle Veranstaltungen.
1995 wurden das Dach und der Turm des Rathauses erneuert, und 2003 wurde die historische Rathausuhr an der Hauptfassade restauriert. Heute ist das Narvaer Rathaus eines der wenigen erhaltenen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert in einer einst barocken Stadt, neben einigen Wohnhäusern in der Koidula-Straße.
Als eines der frühesten Barockgebäude Estlands ist das Narvaer Rathaus ein architektonisches Meisterwerk. Das dreistöckige Gebäude verfügt über ein niedriges Kellergeschoss, während das Hauptgeschoss durch acht Pilaster hervorgehoben wird, die seinen stattlichen Charakter betonen. Die Mittelachse ist mit einem prächtigen Portal verziert, über dem das Wappen von Narva prangt, das zwei Fische und zwei Schwerter zeigt. Das Portal wird von einem Giebel mit der Rathausuhr und einem schlanken Holzturm gekrönt, der eine Wetterfahne mit einem Storch trägt – ein Symbol für die Wachsamkeit der Ratsherren, vergoldet 1671 vom Maler D. Grabben.
Der Haupteingang wird über eine majestätische, dreieckige Doppeltreppe erreicht, die ursprünglich vergoldet war und zu einem Portal führt, das mit drei allegorischen Figuren geschmückt ist, die Weisheit, Gerechtigkeit und Mäßigung darstellen. Dieses kunstvolle Portal, in Stockholm gefertigt, wird dem schwedischen Bildhauer Nicolaes Millich oder seinem Schüler P. Schulz zugeschrieben.
Im Inneren werden Besucher von einem Vestibül mit einer Holzdecke begrüßt, die mit Akanthusornamenten verziert ist. Eine Treppe führt hinauf zum Ratssaal, der einst barocke Deckenmalereien mit lateinischen Inschriften wie Vivens moriens (Lebend, sterbend), Semper ubique (Immer überall), Victoria (Sieg) und Loco et tempore (Am Ort und zur Zeit) besaß.
Vor dem Narvaer Rathaus liegt der geräumige Rathausplatz (Raekoja plats), der historisch von bedeutenden Gebäuden wie der Börse, der Stadtapotheke und den Residenzen der schwedischen Elite gesäumt war – alle wurden 1944 zerstört. Im Süden des Platzes steht das moderne Gebäude des Narva College der Universität Tartu, das nach 2010 errichtet wurde und als Symbol für die kontinuierliche Entwicklung und das Engagement der Stadt für Bildung und Kultur dient.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Narvaer Rathaus nicht nur ein architektonisches Juwel ist, sondern auch ein Symbol für den unerschütterlichen Geist Narvas. Seine Mauern erzählen die Geschichten einer Stadt, die die Stürme der Geschichte überstanden hat und mit ihrem kulturellen Erbe intakt hervorgegangen ist. Ein Besuch dieses historischen Wahrzeichens bietet einen Einblick in die Vergangenheit und eine Feier der Widerstandsfähigkeit und Schönheit, die Narva ausmachen.
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