Im malerischen Städtchen Werl in Nordrhein-Westfalen, Deutschland, steht das Forum der Völker als ein Symbol kultureller Vielfalt und geschichtlicher Fülle. Als das größte ethnologische Museum in Westfalen bietet es Besuchern eine einzigartige Reise durch die Traditionen, Glaubensvorstellungen und Alltagsleben verschiedener Kulturen weltweit. Mit über 11.000 Exponaten ist das Forum der Völker nicht nur ein Museum, sondern ein lebendiges Mosaik menschlichen Erbes.
Die Ursprünge des Forum der Völker reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück, als die erste Sammlung im Franziskanerkloster in Dorsten untergebracht war. Zwischen 1909 und 1913 gegründet, zeigte dieses frühe Museum Objekte aus dem Orient, Ostasien und Amerika und gab Einblicke in die Missionsarbeit der Franziskaner. Trotz der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde die Sammlung bewahrt und fand später ein neues Zuhause in Werl.
1962 eröffnete das Forum der Völker offiziell in Werl und präsentierte eine vielfältige Sammlung von Artefakten, die durch Missionsarbeit, Spenden und Ankäufe zusammengetragen wurden. Im Laufe der Jahre erweiterte das Museum seine Sammlung und fügte Schätze aus Ägypten, Brasilien, Neuguinea, Tibet und Südostasien hinzu. Eine bedeutende Renovierung und Erweiterung in den Jahren 1987-1988, geleitet von Pater Reinhard Kellerhoff, verwandelte das Museum in die beeindruckende Institution, die es heute ist.
Das Forum der Völker ist in mehrere faszinierende Bereiche unterteilt, die jeweils einer anderen Region oder einem Thema gewidmet sind. Während ihr durch das Museum schlendert, werdet ihr auf eine Vielzahl fesselnder Exponate stoßen, die euch in ferne Länder und vergangene Zeiten entführen.
Die China-Abteilung ist die größte und umfassendste im Museum. Sie umfasst eine außergewöhnliche Sammlung von über 3.000 antiken chinesischen Münzen, die vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum Ende der Qing-Dynastie im Jahr 1911 reichen. Diese frühen Formen der Währung, darunter Spaten-, Schlüssel-, Messer- und Rundmünzen, bestehen hauptsächlich aus Bronze. Die Sammlung enthält auch Amulette, Ahnenverehrungsgegenstände, taoistische und buddhistische Statuen sowie exquisite Cloisonné- und Porzellangefäße aus dem 19. Jahrhundert. Die Handwerkskunst dieser Gegenstände, wie eingelegtes Lackware, Elfenbeinschnitzereien und Seidenstickereien, ist wirklich bemerkenswert.
Der Mesopotamien-Bereich zeigt 171 Keilschrifttafeln aus der III. Dynastie von Ur und bietet einen Einblick in das früheste bekannte Schriftsystem der Menschheit. Diese antiken Schriften, die am Euphrat entdeckt wurden, liefern unschätzbare Einblicke in die Zivilisation, die einst in dieser Region blühte.
Die Brasilien-Ausstellung beleuchtet die Traditionen und kulturellen Veränderungen indigener Gemeinschaften im Amazonasgebiet. Durch Schmuck, Spielzeug, Körbe, Hocker und Jagdwaffen können Besucher die empfindliche Balance zwischen kultureller Bewahrung und Anpassung an das moderne Leben erkunden. Die Ausstellung enthält auch ein Modell eines ländlichen Hauses und einer Favela, das die Besucher in die Realitäten des Lebens in Brasilien eintauchen lässt.
Artefakte aus archäologischen Ausgrabungen in Ain Shems, darunter zarte Glasfläschchen, Terrakottafiguren und israelitische Öllampen, werden im Bereich Palästina und Israel gezeigt. Diese Gegenstände, die im frühen 20. Jahrhundert erworben wurden, bieten einen Einblick in die alte Geschichte und religiösen Praktiken dieser Region.
Die ägyptische Sammlung ist ein Zeugnis für die Glaubensvorstellungen der alten Zivilisation bezüglich des Jenseits. Seelen-Darstellungen, geflügelte Skarabäen und Götterfiguren illustrieren den Glauben der Ägypter an die Wiederauferstehung. Die Sammlung enthält auch Schutzamulette, Votivstelen und eine Darstellung des Sonnengottes Ra. Das Highlight der Ausstellung ist eine authentische ägyptische Mumie, die 1913 von einem Missionar in Kairo für 300 Goldmark erworben wurde.
Der Afrika-Bereich ist in West- und Zentralafrika sowie Ostafrika unterteilt. Er zeigt originale Artefakte, Fotos und Informationstafeln, die Einblicke in die Kulturen, Wirtschaftssysteme und Landschaften verschiedener afrikanischer Ethnien wie der Senufo, Dogon, Ashanti und Massai bieten. Die umfangreiche Maskensammlung, Benin-Kunst, Musikinstrumente und Figuren werden durch Darstellungen von Magie, Ritualen und Ahnenverehrung ergänzt. Highlights sind Ashanti-Goldschmuck, Makonde-Holzschnitzereien und ein begehbares Modell einer ostafrikanischen Steppenbehausung.
Der Südostasien-Bereich präsentiert hinduistische Skulpturen, die den ewigen Kreislauf von Dharma und Samsara darstellen und einen Einblick in die reichen spirituellen Traditionen der Region bieten.
Die Papua-Neuguinea-Ausstellung zeigt die lebendigen Kulturen verschiedener Stämme. Die Abelam werden durch ein bunt bemaltes Hausgiebel repräsentiert, während Masken und erdfarbene Skulpturen die Besucher in die Welt der Geister und Rituale einführen. Die Medi, ein Hochlandstamm, sind durch kunstvoll geschnitzte Hängehaken dokumentiert, und die Asmat, ein ehemaliger Kopfjägerstamm, werden durch Ahnenpfähle, Trommeln und geschnitzte Kriegsschilde dargestellt. Die Ausstellung zeigt auch Körperschmuck aus Federn, Tierzähnen und Muscheln.
Der Tibet-Bereich zeigt Alltagsgegenstände und rituelle Instrumente, darunter Pilgerutensilien, Reiseausrüstung, Hängemalereien und buddhistische Bronzen. Diese Artefakte spiegeln die tiefen spirituellen Traditionen und lokalen Bräuche des tibetischen Volkes wider.
Jede Weihnachtszeit veranstaltet das Forum der Völker eine besondere Ausstellung mit Krippen aus 60 Ländern. Die Sammlung des Museums umfasst über 600 Krippensets, die die Geburt Jesu in verschiedenen kulturellen Stilen und Farben darstellen. Zum Beispiel könnte eine afrikanische Krippe Zebras und Giraffen anstelle des traditionellen Ochsen und Esels enthalten, wobei die Figuren in lokaler Kleidung dargestellt sind.
Das Forum der Völker in Werl ist mehr als nur ein Museum; es ist eine Feier des reichen und vielfältigen Mosaiks menschlicher Kultur. Ob ihr Geschichtsinteressierte, Kulturerforscher oder einfach neugierig auf die Welt seid, ein Besuch in dieser bemerkenswerten Institution verspricht eine aufschlussreiche und unvergessliche Erfahrung zu werden.
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